Im Spiegel der Weihnachtsgeschichte
Man muss erstmal hinschauen, um zu erkennen, was man sieht: Die Kirchenfenster spiegeln sich in dem Engel, der vor der Orgel steht. Foto: Matuschek
Bielefeld. Am Anfang stand eine schlichte Idee für eine neue Krippe: dass der Betrachter sich in den Figuren selbst wiedererkennen kann. Aus der Idee entsprang eine riesige Krippe mit 16 mannshohen Spiegelfiguren, die ab dem ersten Advent unter dem Titel „Spiegelaffären“ in der Bielefelder Innenstadtkirche St. Jodokus zu sehen ist.
von Markus Jonas
Umgesetzt hat die Idee eine Projektgruppe der Kirchengemeinde St. Katharina in Unna im vergangenen Jahr (Der DOM berichtete). Viele Besucher waren davon begeistert, unter ihnen auch Johannes Schulte von der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Bielefeld, der persönliche Kontakte zum Projektteam hat.
„Ich dachte mir, die Krippe ist so schön, es wäre doch schade, die Figuren einzulagern.“ Dem Pastoralteam des Pastoralverbundes Bielefeld Mitte-Nord-West mit Pfarrer Norbert Nacke, Pastor Herbert Bittis und Pastor Lars Hofnagel schlug er deshalb vor, die Spiegelkrippe nach Bielefeld zu holen. Damit stieß er sofort auf offene Ohren, und auch das Projektteam aus Unna war einverstanden.
Schon Anfang des Jahres wurden die Figuren nach Bielefeld transportiert. Bei verschiedenen Gelegenheiten hatten einzelne Spiegel seitdem auch schon ihren Auftritt. So waren die Spiegel des Königs und eines Widders, der für die Wilden und Bockigen steht, bei einem Familiengottesdienst zum Thema „Der gute Hirte“ in Jöllenbeck zu sehen. Und bei einem besonderen Gottesdienst mit Pastor Herbert Bittis vom Projekt „gast+haus“ in einer Straßenbahn war ein Spiegel-Kind zu Gast.
Am Samstag vor dem ersten Advent wollen Johannes Schulte und seine Mitstreiter die großen Krippenfiguren in der Kirche und dem angrenzenden Kreuzgang aufbauen. Wie genau, steht noch nicht fest, nur dass vor dem Heiligen Abend die Figuren noch einmal näher zusammenrücken werden. Besonders ist bei der Krippen-Installation auch, dass das Pastoralteam, das selbst in unterschiedlichen Schwerpunkten aktiv ist, mit der Ehe-, Familien- und Lebensberatung zusammenarbeitet.
Zu jedem Spiegel hat Johannes Schulte, der vor seiner Beratungstätigkeit Gemeindereferent war, geistliche Impulse aus Sicht der Eheberatung vorbereitet. „Als Eheberater sieht man manche Dinge noch mal anders“, erklärt er. So hat er sich etwa Gedanken gemacht zur Figur Johannes des Täufers: „Was hat wohl seine Eltern umgetrieben?“ Die Impulse liegen neben jeder Figur auf einem Sockel griffbereit zum Mitnehmen.
Zum Titel „Spiegelaffären“ der Installation erklärt Johannes Schulte, dass Affären in der Eheberatung immer wieder Thema seien. Verletzt sein, Schuld, Versöhnung – das seien wichtige Anknüpfungspunkte, die auch eine Brücke zum Geschehen an der Krippe schlagen. Nebenbei erlauben die mannshohen Spiegel auch einen ganz neuen Blick auf den Kirchenraum.
Johannes Schulte ist jedenfalls aufgeregt, wie die Installation ankommt. „Das ist ja noch mal eine ganz andere Krippendarstellung. Ich bin hochgespannt, wie die Besucher darauf reagieren.“ Neugierig ist auch das Projektteam aus Unna. Beim Patronatsfest von St. Jodokus am 13. Dezember wird es zu Gast sein.