05.11.2015

Integration im familiären Rahmen

Hilfe für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge aus aller Welt: (v. l.) Franz-Josef Knust, Ricarda Hasse und Andrea Dominicus.
Foto: Flüter

Kreis Paderborn. Noch laufen die Vorbereitungen, doch schon Anfang November wird der Sozialdienst katholischer Frauen e. V. (SkF) Paderborn minderjährige unbegleitete Flüchtlinge in Pflegefamilien vermitteln. Die Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren sind allein, orientierungslos, ohne Schutz. Jetzt sucht der SkF Menschen, die sie aufnehmen wollen.

Mit der Vermittlung jugendlicher Flüchtlinge geht der SkF-Pflegekinderdienst „Westfälische Pflegefamilien“ neue Wege. „Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kamen bislang nur selten in Familien unter“, sagt die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Ricarda Hasse. Es ist bekannt, dass die Integration in Familien erfolgreich ist. „Die Nähe im Alltag tut einfach gut“, hat Ricarda Hasse beobachtet. „Alles wird in diesem familiären Rahmen selbstverständlich gelernt: Sprache, Gewohnheiten, Werte.“

Der SkF sucht Familien, Lebensgemeinschaften und Einzelpersonen. Voraussetzung ist, dass die Pflegeeltern Platz, Zeit und genug Kraft für die Aufgabe haben. Für die Pflege erhalten sie eine angemessene finanzielle Leistung, vor allem aber die Unterstützung des SkF-Fachteams.

„Gerade in den ersten Wochen halten wir engen Kontakt“, sagt Franz-Josef Knust, Kollege von Ricarda Hasse.

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„Aber wir begleiten alle Beteiligten und sind bei Fragen und Problemen immer da.“ Seit Jahrzehnten betreut der SkF Pflegeeltern, die Kinder mit Handicaps aufnehmen: Intensive Betreuung gehört zum Geschäft.

Das macht den SkF besonders geeignet für die Begleitung von jungen Menschen, die oft auf der Flucht Schlimmes erlebt haben. „Die Jugendlichen sind einfach nur dankbar, dass sie wieder in eine sichere und geschützte Umgebung kommen“, sagt Andrea Dominicus, auch sie Mitarbeiterin im SkF-Team.

Das Zusammenführen von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen ist auch für den SkF neu. Die minderjährigen Flüchtlinge müssen sich in einer fremden Kultur zurechtfinden, die Schule besuchen, einen Beruf erlernen. Die Pflegepersonen müssen lernen, den Jugendlichen zu verstehen und wissen, was sie ihm zumuten können. Eine Ethnologin informiert Aufnahmefamilien über den Kulturraum, aus dem der Jugendliche stammt. Weitere Fachleute wie Dolmetscher oder Therapeuten für Traumafolgestörungen stehen den Pflegeeltern zur Seite.

Der SkF hat eine Bevölkerungsgruppe für die Vermittlung besonders ins Auge gefasst: Menschen um 50, deren Kinder vielleicht schon aus dem Haus sind. „Sie kennen sich mit dem besonderen Alter zwischen 14 und 18 aus und bringen Lebenserfahrung mit“, sagt Andrea Dominicus.

Jeder, der diese Aufgabe übernimmt, eröffnet einem jungen Menschen eine große Chance, betont Ricarda Hasse: „Jugendliche, die mit Hilfe von Familien in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung gestärkt werden, haben besonders gute Aussichten.“

Am Dienstag, 17. November, 18.00 Uhr, lädt der SkF zu einer Informationsveranstaltung über den neuen Pflegekinderdienst ins Forum St. Liborius, Grube 3, ein.

von Karl-Martin Flüter

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