Jahr der Gnade
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann durchschritt mit dem Evangeliar als Erster die Heilige Pforte. Es folgte Pater Ralf Preker (Mitte). Foto: Nückel
Werl. Während eines Pontifikalamtes am Neujahrstag eröffnete Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Speyer, die Heilige Pforte in der Werler Wallfahrtsbasilika. Nach einer Statio in der alten Wallfahrtskirche zogen die Gläubigen in einer Prozession zum Kreuzgang, wo sich die Heilige Pforte befindet. Dieser Seiteneingang wurde ausgewählt, da er barrierefrei auch mit dem Rollstuhl oder Rollator gut zugänglich ist.
„Das ist der Beginn eines Jahres, das zu einer besonderen Erfahrung der Gnade und der Versöhnung werden soll, der Beginn eines wahrhaft Heiligen Jahres“, sagte Bischof Wiesemann zu Beginn der Statio. An der Heiligen Pforte, die vom amerikanischen Künstler Brody Neuenschwander gestaltet wurde, rief der frühere Paderborner Weihbischof aus: „Öffnet die Tore der Gerechtigkeit; lasst uns eintreten, um dem Herrn zu danken!“ Während das Portal geöffnet wurde, fuhr der Bischof fort: „Das ist das Tor zum Herrn: Durch dieses Tor treten wir ein, um Barmherzigkeit und Vergebung zu erlangen.“ Anschließend durchschritt Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann als Erster die Heilige Pforte. Ihm folgten Wallfahrtsleiter Pater Ralf Preker, die Konzelebranten und Ministranten sowie die große Schar der Gläubigen.
Während seiner Predigt in der bis auf den letzten Platz gefüllten Wallfahrtsbasilika sagte Bischof Wiesemann, das Heilige Jahr sei ein von Gott geschenktes Jahr der Gnade. „Die Barmherzigkeit kann Türen öffnen, die sonst verschlossen sind“, betonte der Bischof. Viele Menschen wollten Gerechtigkeit statt Barmherzigkeit. Die Barmherzigkeit Gottes stehe jedoch nicht gegen die Gerechtigkeit, sagte Wiesemann. Sie sei mehr als Gerechtigkeit. Sie sei eine Gerechtigkeit, die in der Liebe münde. Die Barmherzigkeit Gottes sei die höhere Gerechtigkeit des Evangeliums, sagte der Bischof und fügte hinzu: „Wenn wir durch die Heilige Pforte gehen, werden wir selbst eine Tür der Barmherzigkeit.“
Wallfahrtsleiter Pater Ralf Preker dankte den zahlreichen Gläubigen, dass sie sich am Neujahrsmorgen aus dem ganzen Erzbistum auf den Weg nach Werl gemacht hatten. Er rief dazu auf, sich nicht nur an der schönen Pforte zu erfreuen, sondern die Barmherzigkeit auch Wirklichkeit werden zu lassen.
Matthias Nückel