Jetzt die Welt retten – Editorial von Claudia Auffenberg
Huch – den Wunsch, die Kirche sei doch eine moralische Supermacht und möge sich dessen bitte bewusst sein, hat man lange nicht gehört. Überbracht hat ihn in der vergangenen Woche P. Jörg Alt SJ (siehe dazu Seite 19) und zwar gewissermaßen im Auftrag von – Achtung, nicht erschrecken –, der Initiative „Letzte Generation“. Alt sprach in der Theologischen Fakultät, wo das Publikum denn auch lautlos aufheulte: Wir, Kirche, moralische Supermacht? Wo lebt der Mann? Ist er vielleicht der Einzige in ganz Jerusalem, der nicht weiß, was geschehen ist? Und ausgerechnet die Nervensägen von der „Letzten Generation“ rufen uns um Hilfe?
Doch was auf den ersten Blick überraschend erscheint, ist es auf den zweiten vielleicht gar nicht – und auf den dritten womöglich sogar heilsam. Wir sortieren uns kurz: Der Klimawandel schreitet dramatisch voran. In dieser Geschwindigkeit handelt es sich um ein menschengemachtes Phänomen. Die Zeit drängt, um noch Schlimmeres zu verhindern. Die Erderwärmung liegt, statistisch gesehen, bei 1,3 Grad und schon jetzt erleben wir vermehrt verheerendes Unwetter. Wie warm soll es noch werden? Doch die bundesdeutsche Politik streitet über und blockiert sinnvolle und leicht umzusetzende Maßnahmen wie etwa das Tempolimit auf Autobahnen. Und in der Welt wird Krieg geführt, der Regenwald abgeholzt und überlegt, wie man sich Flüchtlinge vom Leib halten kann. Die werden zukünftig zunehmend kommen, weil sie zu Hause wegen der Erderwärmung nicht mehr leben können.
Claudia Auffenberg: „Wir sind immer noch sehr viele.“
Ist das nicht etwas, zu dem Kirche etwas sagen könnte, sagen müsste? Wer erkennt denn in der Natur das staunenswerte Werk Gottes? Und wer preist ihn in Liedern und – gerade in diesen Tagen – mit Prozessionen? Das sind doch wir!
Und wir sind immer noch sehr viele. Ja, wir werden weniger, aber wenn wir, die noch da sind, den Blick heben – ohne aus den Augen zu verlieren, was uns als Kirche derzeit zu Recht beschäftigt, dann könnte uns das vielleicht auch selbst helfen. Der Glaube ist persönlich, aber nicht privat, hat mal jemand gesagt. So ist es. Christen haben für sich den Anspruch, die Welt zu gestalten. Und die Welt ist nicht (nur) die eigene Pfarrgemeinde oder die eigene Verbandsgruppe, die Welt ist die Welt jenseits des Pfarrheimes. Sie ist der Ort, an dem wir leben, den wir von unseren Eltern geerbt haben und den wir weitergeben sollen und werden an die Kinder. Sie ist der Ort, den wir gerade zerstören und den die Leute von der „Letzten Generation“ zu retten versuchen. Ja, mit rabiaten Mitteln, aber zu denen greifen sie, weil sie so wenig sind und glauben, sich Gehör verschaffen zu müssen. Diese jungen Leute hoffen auf uns.
Wozu bist du da, Kirche von Paderborn, diese Frage hängt immer noch über unserem Erzbistum. Wozu? Um die Welt zu retten. Im wörtlichen und umfassenden Sinne!
Schauen Sie doch mal in die aktuelle DOM-Ausgabe rein. Dort finden Sie eine Vielzahl an Berichten zur katholischen Kirche im Erzbistum Paderborn, deutschlandweit und auch weltweit. Es lohnt sich bestimmt.