„Jetzt kommt Hitze“
Der Oberstufenchor der St.-Franziskus-Schule Olpe war maßgeblich an der Revue beteiligt.Fotos: Sauer
Lennestadt/Olpe. 167 Jahre nach seinem Geburtstag hat es den Priester und Sozialreformer Franz Hitze zurück in den Kreis Olpe verschlagen: und zwar auf die Bühne des Pädagogischen Zentrums (PZ) in Meggen. Dort wurde die Revue „Jetzt kommt Hitze – Die Revue zu seinem Leben und seiner Zeit“ – nach der Uraufführung in Olpe wenige Tage zuvor – ein weiteres Mal gespielt.
von Kerstin Sauer
Franz Hitze (1851–1921), der gebürtig aus Olpe-Hanemicke stammte, hat seinerzeit viel für die arbeitnehmende Bevölkerung bewirkt. Dies wurde bei den Vorstellungen in Olpe und Meggen deutlich. Daher wunderte es nicht, dass die Uraufführung in der Stadthalle Olpe aufgeführt wurde. Zu den zahlreichen Gästen zählte auch der prominente Schirmherr und ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm. KAB-Bezirkspräses Reinhard Lenz zitierte Franz Hitze: „Niemand lebt alleine auf dieser Welt, immer sind wir angewiesen auf andere. Jeder ist angewiesen auf andere. Und deshalb ist auch wichtig, dass auch jeder für andere da ist.“
Die Franz-Hitze-Revue ist von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Olpe/Siegen ins Leben gerufen worden. Für einen gelungenen Abend standen mit Peter Clös als alter Hitze sowie Torben Föllmer als junger Hitze gleich zwei Versionen des Revolutionärs auf der Bühne, die immer wieder gegeneinander stichelten. Weitere Hauptakteure waren Marie-Theresa Lohr sowie Fynn Engelkes, beide in verschiedenen Rollen. In der Revue wurde das Leben Hitzes angeschnitten. „Nicht einmal zehn Prozent“, wie der Bezirkspräses sagte, habe aufgeführt werden können. Die Aufführung wurde gestützt durch Requisiten aus dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert. Kirchliche Gesänge und Volksarbeiterlieder wie „Trotz alledem“ oder „Einer für den andern“ rundeten das Schauspiel ab.
Der Priester, der in Rhode beigesetzt ist, setzte sich für faire Arbeitsbedingungen, Gewerkschaften und weniger Kinder- und Jugendarbeit ein. Der Priester, Sozialtheoretiker, Sozialreformer und Professor gilt als Mitbegründer der katholischen Arbeitervereine und war 1897 an der Gründung des Deutschen Caritasverbandes beteiligt. Der Weg zum Acht-Stunden-Tag wurde ebenso thematisiert wie die Gründung von Gewerkschaften oder die Verbesserung der Arbeitssicherheit. Während der Revue gab es immer wieder Zeitsprünge.
Auf der Bühne waren VHS-Schüler, Schauspieler des Apollo-Theaters Siegen sowie der Oberstufenchor der St.-Franziskus-Schule Olpe in die Franz-Hitze-Revue verwickelt. Das Stück stammt aus der Feder von Wilhelm ten Haaf. Eindrucksvoll und authentisch, gespickt mit Fakten, sorgten die Akteure für einen abwechslungsreichen schauspielerischen und musikalischen Abend. Neben den beiden Hauptakteuren, die Fakten zu Hitze vortrugen, wurden diverse Informationen auch auf einer Leinwand angezeigt. Ein Schattentheater sowie zeitgemäße Kleidung schufen eine authentische Atmosphäre.
„Es ist heute weltweit erst die zweite Vorführung. Wir hoffen, dass viele folgen, um das Wirken eines katholischen Christen, Priesters und Politikers kennenzulernen und zu sehen, was er eigentlich bis heute für uns bewirkt hat“, sagte KAB-Bezirkspräses Reinhard Lenz.
Am Ende der Vorstellung erhielten die Frauen eine Blume, die Männer eine Flasche Wein und Wilhelm ten Haaf einen Essensgutschein. „Sie haben es gesehen! Schon Franz Hitze hat sich für den arbeitsfreien Sonntag eingesetzt, den wir Menschen brauchen und der in den Zehn Geboten und im Grundgesetz verankert ist“, sagte der KAB-Bezirkspräses Reinhard Lenz am Ende der zweieinhalbstündigen Vorstellung. Es sei völlig unverständlich, dass die Landesregierung das anders wolle und den Arbeitnehmern in den Rücken falle. „Sie sehen: Franz Hitze ist aktuell. Es gibt auch nach wie vor viel zu tun. Fangen wir damit an“, so Lenz.