Jubiläum – Der Dom von „Tit“
Alle zwei Jahre gibt es in Titmaringhausen im Wechsel mit Referinghausen eine Fronleichnamsprozession. (Fotos: Claudia Pape)
Mit einer heiligen Messe und einem großen Dorffest feiert das kleine, zu Medebach gehörende Titmaringhausen an Christi Himmelfahrt das 400-jährige Jubiläum seiner Kapelle. Alle „gehfähigen“ Einwohner seien in die Organisation des Festes eingebunden, sagt die Ortsheimatpflegerin.
Medebach-Titmaringhausen (jon). Mit einer heiligen Messe an Christi Himmelfahrt am 18. Mai startet das große Jubiläum der Kapelle St. Antonius von Titmaringhausen. Danach findet ein großes Dorffest mit Regionalmarkt rund um die Kapelle und in der Dorfmitte statt. Außerdem gibt es eine kleine Ausstellung zur örtlichen Kirchengeschichte.
Geplant und ausgerichtet werde das Dorffest durch die Dorfgemeinschaft Titmaringhausen mit seinem Heimatverein „Unse Thitmarcusen“, sagt die Ortsheimatpflegerin Claudia Pape. Dazu hat sich ein 14-köpfiges Planungsteam zusammengefunden. „Selbstverständlich gibt es ausreichend kulinarische Angebote“, verspricht sie. Ein offizielles Bühnenprogramm werde es jedoch nicht geben, „da jeder Gehfähige der knapp 200 Einwohner bereits bei der Verköstigung der Gäste eingebunden ist“, sagt sie.
Am 12. September 1280 erstmals urkundlich erwähnt
Zum Kapellenjubiläum wird daher weit über den eigenen Ort hinaus eingeladen, auch wenn der Ort nicht einfach zu finden sei, sagt Claudia Pape mit einem Augenzwinkern. „Durchgangsstraßen gibt es nicht und Busse verirren sich auch eher selten in unseren kleinen Ort“, bekennt sie. Aufgrund der wunderschönen Lage in einem Talkessel zwischen Kahlem Pön, Krutenberg und Kentscheid mit vielen kleinen Quellbächen sei ein Besuch aber auf jeden Fall lohnenswert. Allerdings seien sie als Kinder wegen der abgeschiedenen Lage von Titmaringhausen des öfteren auch geärgert worden. Aus Titmaringhausen mit seinen Tälern solle man eine Talsperre bauen, bekam Claudia Pape zu hören. Doch: „Das lässt uns alles kalt. Denn wer glaubt, wir 170 Einwohner von ‚Tit‘ leben hinter dem Mond, der ist auf dem völlig falschen Dampfer“, lacht sie.
Erstmals urkundlich erwähnt wird Titmaringhausen am 12. September 1280 im Zusammenhang mit einem Johannes de Thitmarcusen. Die Familie de Thitmarcusen stellte im 16. Jahrhundert Bürgermeister, Ratsherren, Kirchenprovisoren oder Vorsteher des Hospitals der hessischen Stadt Korbach. Noch heute ist das Haus des Goldschmiedes Johannes II Titmarkausen (1542–1612) ein Teil des Korbacher Stadtmuseums. Auf ihn geht das Wappen des Ortes zurück, das er unter dem Kanzelkorb der Kilianskirche anbringen ließ.
Für die Titmaringhäuser ist die Kapelle ihr Dom
Für Titmaringhausen ortsbildprägend sind seit gut 250 Jahren der über die Grenzen hinaus bekannte und heute als Fotomotiv sehr begehrte Fresenhof mit seinem Spieker und die 400 Jahre alte St.-Antonius-Kapelle. Sie beherbergt in ihrem wuchtigen Turm die älteste Glocke des Stadtgebietes von Medebach. „Mit ihren 90 Kilogramm Gewicht war unsere Barbara aus dem Jahr 1639 wohl zu klein und zudem auch unsere einzige Glocke, vielleicht wurde sie deshalb im Krieg verschont und nicht eingeschmolzen?“, mutmaßt die Ortsheimatpflegerin. „Oder hat man uns einfach nur übersehen? Egal. Es hat auch seine Vorteile, wenn man so klein ist und sich am Ende der Welt versteckt“, schmunzelt sie. Geweiht wurde die Glocke durch Bischof Bernhard Frick. 1954 wurde ein Anbau an die St.-Antonius-Kapelle mangels Bauland über den Bachlauf der Wilden Aa ausgeführt.
Titmaringhausen gehörte zunächst gemeinsam mit Referinghausen zum Kirchspiel Deifeld, 1922 trennten sich die beiden Filialgemeinden jedoch von ihrer Muttergemeinde. Seitdem ist Titmaringhausen eine Filialgemeinde von Referinghausen und gehört heute dem Pastoralen Raum Medebach-Hallenberg an. Alle zwei Jahre im Wechsel mit Referinghausen wird eine große Fronleichnamsprozession durch Feld und Flur mit wunderschönen Altärchen und Blumenteppichen begangen. Das nun seit 400 Jahren bestehende Gotteshaus St. Antonius ist offiziell nie über den Status einer Kapelle hinausgekommen. „Für die Titmaringhäuser ist sie aber ihr Dom“, sagt Claudia Pape.
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