06.10.2017

Kalte Luft

Foto: pixabay

Ein eigentümliches Wort dringt derzeit aus Radio und Fernsehen ans Ohr und obwohl man es gewiss früher schon mal gehört hat, fällt es einem jetzt erst auf: das Höhentief. Das klingt doch widersprüchlich.

von Claudia Auffenberg

Nun, es ist ein Wort aus der Meteorologie. Laut wetteronline.de ist ein Höhentief „ein Tief in höheren atmosphärischen Schichten (meist in fünf Kilometer Höhe), das mit Kaltluft angefüllt ist. Die Luftmasse ist dabei kälter als die Luft in der Umgebung“. Höhentiefs sind zudem ziemlich zäh und verharren mehrere Tage lang an Ort und Stelle. Sie beeinflussen die Entwicklung von Bodentiefs.

Warum bleibt das Ohr nun ausgerechnet in diesen Tagen am Höhentief hängen? Vielleicht, weil man derzeit vorgeführt bekommt, dass es dieses Phänomen nicht nur beim Wetter gibt. Auch im richtigen Leben ist ja nicht alles, was oben ist, automatisch ein Hoch, sondern könnte auch ein Tief sein. Wenn man die Tagesschauen der letzten Tage gleichsam wie Wolken noch einmal an sich vorüberziehen lässt, dann kann man oben in den Etagen der Macht solche Kältezonen beobachten, die nun leider auch ziemlich zäh sind: in Berlin, in Washington, in Pjöngjang, in Damaskus und, ja, sogar in Rom weht dem Papst derzeit ein kalter Hauch um die Ohren. Das gottesdienstliche Gebet für ihn scheint jedenfalls derzeit dringlich zu sein.

Was können wir tun, die wir irgendwie unten sind, jedenfalls nicht oben? Nun, wenn es in der Höhe kalt wird, dann hilft vielleicht der Blick oder sogar der Gang in die Tiefe, in die eigene Tiefe, dort wo das Fundament ruht und die Vorräte lagern – dort, von wo man sich im Notfall ernähren kann. Und dann darf man sicher ein wenig umdichten, weil auch gilt: Ehre sei Gott – in der Tiefe.

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