Kapelle Waldenburg – ein beliebtes Ziel der Wallfahrer
Die heutige Kapelle Waldenburg, die in den Jahren 1965/66 gebaut wurde, im tiefen Schnee. Hier sieht man ansatzweise auch die beleuchtete Krippe und das Gnadenbild. (Foto: Meinolf Lüttecke)
Die bei Pilgern beliebte Kapelle Waldenburg am Biggesee wurde vor genau 300 Jahren geweiht. Herzstück der Kapelle ist eine etwa 30 Zentimeter hohe gotische Pieta, deren Ursprünge unbekannt sind, über die aber erst vor wenigen Wochen Neues bekannt wurde.
Attendorn. Der Marienwallfahrtsort Waldenburg ist eine weithin bekannte Pilgerstätte, die zahlreich frequentiert wird. Geweiht wurde sie vor 300 Jahren, am 16. Februar 1723, und zwar vom Rektor des Attendorner Barbarahospitals, Stephan Dingerkus, einem engen Freund des Hauses Fürstenberg. Überliefert ist auch, dass die Mitbrüder Johann Theodor Welter aus Sundern und der Schnellenberger Burgvikar Heinrich König dabei waren. Die Weihe der Kapelle vollzogen sie im Auftrag des Kölner Weihbischofs Johann Werner von Veyder.
Schon 1712 war mit dem Bau der Kapelle auf Initiative des Freiherrn Ferdinand von Fürstenberg begonnen worden. Er selbst notierte am 24. Mai 1712, er habe den vorgesehenen Bauplatz besichtigt und angeordnet, dass auf diesem eine sechs- oder achteckige Kapelle errichtet werden solle. Im November 1712 wurde im Herdringer Archiv erstmals von den eigentlichen Bauarbeiten berichtet, acht Wagen Bauholz wurden zur Baustelle gefahren. Genau ein Jahr später wurde das Kapellendach gedeckt und der Bauplatz aufgeräumt. Dann begann der Innenausbau. Hierzu lieferte der Attendorner Zimmermeister Heinrich Höffer 750 Fuß Dielen. Im Juni 1714 verputzte man die Kapelle und legte diese mit behauenen Steinplatten aus. 1715 fertigte der Attendorner Bildhauer Peter Sasse den barocken Altar, der heute noch im Südsauerlandmuseum zu sehen ist. Schließlich wird in den Annalen der Maler Anton Sasse genannt, der am 3. April 1717 für Malerarbeiten und 1718 für die farbige Fassung von vier Altarskulpturen entlohnt wurde.
Die Pieta
Das Herzstück der Kapelle ist eine etwa 30 Zentimeter hohe gotische Pieta. Zu deren Herkunft entdeckte der frühere Stadtarchivar Otto Höffer erst vor ein paar Wochen bei einer Nachbearbeitung von Unterlagen aus dem Herdringer Archiv eine zeitgenössische Quelle. „So notierte der Rektor des Attendorner Barbarahospitals Stephan Dingerkus in seiner Predigt zum Begräbnis des Freiherrn Ferdinand von Fürstenberg am 18. März 1718, dass dieser die Waldenburger Kapelle zu Ehren der Muttergottes habe bauen lassen“, berichtet Otto Höffer. „Die ursprünglich in einem Baum platzierte Marienstatue habe er von dort in die Kapelle bringen lassen und in seinen letzten Lebensjahren oft besucht. Da Stephan Dingerkus ein enger Berater des Freiherrn war, wird er aus erster Hand gewusst haben, wo man das heute noch vorhandene Gnadenbild gefunden hatte. Leider erlebte Ferdinand von Fürstenberg die Kapellenweihe selbst nicht mehr“, so Otto Höffer.
Beliebter Marienwallfahrtsort
Mit der Kapellenweihe scheinen die dortige Marienverehrung und viele Wallfahrten in Gang gekommen zu sein. Denn bereits am 5. Juli 1739 wird in einer Ausgabenliste unter anderem der Verbrauch von 12 000 Hostien erwähnt. Auch wurde die Schmerzensmutter mit Schmuck ausgestattet. Gläubige schenkten ihn zur Verehrung der „Mutter der Sauerländer Berge“, wenn sie glaubten, dass ihnen in bestimmten Anliegen geholfen worden war. Um das Jahr 1800 sind einige hundert Votivtafeln vorhanden, die fromme Wallfahrer stifteten. Von Wunderheilungen wurde berichtet. Alte hölzerne Krücken aus dem 19. Jahrhundert wurden in der Kapelle abgestellt. Die neben der Kapelle befindliche Wasserstelle ist Anziehungspunkt vieler Pilger. Etliche Menschen befeuchten mit dem Wasser ihre Augen – wegen der angeblichen Wirkung bei Augenleiden.
Die heutige Kapelle
Im Zuge des Baus der Biggetalsperre wurde die alte Kapelle abgerissen. Sie stand in der heutigen Bucht der Sperre. Etwa 300 Meter oberhalb ihres alten Standorts errichtete man in den Jahren 1965/66 einen Kapellenneubau. Dieser wurde zusätzlich mit Sakristei, Altarraum und Vorbau ausgestattet. Der alte eichene Dachstuhl mit geschweifter Haube und Dachreiter wurde beim Neubau wiederverwendet. Unter der Leitung von Pfarrer Johannes Klinkhammer brachte man in einer feierlichen Prozession das Gnadenbild am 11. Dezember 1966 in die neue Kapelle. In der Bauphase wurde dies zur Verehrung in der Hospitalkirche aufgestellt.
Die alte Tradition der Gottesdienste und Wallfahrten lebte neu auf. Paul Maiworm, dessen Name mit dem Kapellenneubau eng verbunden ist, übernahm die Betreuung des kleinen Gotteshauses. Er übernahm den Küster- und Organisten-Dienst, und das 50 Jahre lang. Darüber hinaus baute er ab 2003 eine Weihnachtskrippe auf. In der Integrierte er von ihm selbst erstellte Nachbauten Attendorner Sehenswürdigkeiten im Kleinformat. Im Jahre 2015 schenkte er diese Krippe der Pfarrgemeinde Attendorn. Sein Nachfolger als Kapellenküster wurde Johann Salamon, der mit einem Team nicht nur den Aufbau der Weihnachtskrippe fortführt, sondern in der Fastenzeit den Leidensweg Christi täglich mit neuen Motiven zeigt. Pfarrer Andreas Neuser teilte mit, dass er angedacht habe, das Weihejubiläum im Marienmonat Mai zu berücksichtigen.
Meinolf Lüttecke
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