Kinder spüren Tod und Trauer nach
Auf dem Friedhof näherten sich die Kinder, Eltern und Geschwister den Themen Tod und Trauer. (Fotos: Annette Rotgeri)
Wie gehen Kinder mit Tod und Trauer um? Ganz entspannt – meinen Organisatoren, Eltern und die Mädchen und Jungen, die als „Friedhofsdetektive“ bei der Premiere des neuen Veranstaltungsformates zum Thema Tod mitgemacht haben.
Soest. „Berührungsängste haben wir keine wahrgenommen, die Atmosphäre war offen und nicht bedrückend“, so lautet das Fazit von Sonja Rudolph. Sie ist Gemeindereferentin und Klinikseelsorgerin im Pastoralen Raum Soest. In diesem hat zum ersten Mal eine besondere Friedhofsbegehung mit Kindern im Grundschulalter stattgefunden. Der Arbeitskreis „Trauerpastoral“ – eine Gruppe aus Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, denen das Thema „Tod und Trauer“ ein besonderes Anliegen ist – hat ein Format für Kinder im Grundschulalter und deren Familien entwickelt, bei dem es darum geht, den Kindern die Themen „Friedhof“, „Beerdigung“ und „Trauer“ näherzubringen.
Osthofenfriedhof erkundet
Zur gemeinsamen Entdeckungsreise trafen sich rund 20 Mädchen und Jungen, Eltern und Geschwister mit dem Organisationsteam, um für zweieinhalb Stunden nicht nur auf Tuchfühlung mit dem Osthofenfriedhof in Soest zu gehen, sondern auch, um sich den Themen emotional anzunehmen. So wurde der Friedhof anhand von vier Stationen erkundet. Erste Station war die Trauerhalle. Dort konnten die jungen „Friedhofsdetektive“ sehen und begreifen, was zu einer Beerdigung dazu gehört und wie sie im Groben abläuft. Das Bestattungsinstitut Wenner hatte einen Sarg und eine Urne bereitgestellt, sodass die Kinder und ihre Eltern eine Beerdigung im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“ konnten. Dazu gehörte auch das Anschauen der Innenausstattung eines Sarges. Abschließend wurde eine Beerdigung simuliert, bei der die Kinder Sarg und Urne zum Bestatterauto trugen.
Erinnerungen geschaffen
Eine zweite Station war ein Rundgang über den Friedhof. Bei diesem wurden die Kinder über Gräber- und Bestattungsformen, Grabsteine und deren Symbole sowie zum Thema „Grabgestaltung“ informiert. Die Stärkung übernahm das „Café Kränzchen“. Dieses ist eine von Ehrenamtlichen getragene Begegnungsstätte, die jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat von 15.00 bis 17.00 Uhr auf dem Osthofenfriedhof mit Kaffee und Plätzchen öffnet. An einer dritten Station konnten die Kinder kreativ werden und Steine anmalen. Sie bemalten „Troststeine“ oder „Mut-Steine“ zu ihren Gedanken und schufen so eine bleibende Erinnerung an den Tag, die sie mit nach Hause nahmen oder auf das Grab eines Angehörigen legten. Bei dieser Aktion hatte der Arbeitskreis „Trauerpastoral“ Unterstützung von der „Soester Bördesteine-Gruppe“, einer Gruppe von Ehrenamtlichen.
Stille und Leben erfahren
An der vierten Station ging es um die besondere Sinneswahrnehmung eines Friedhofs. Die Kinder erlebten die Friedhofsatmosphäre in einer Stille-Übung bei einem bunten Blumenfeld auf Yogamatten sitzend in Ruhe und lauschend. Sie machten die Erfahrung, dass an diesem Ort, an dem es um den Tod geht, auch viel Leben ist. So nahmen sie Vögel und Eichhörnchen wahr. Symbolisch schickten sie ihre Wünsche an Verstorbene mit Seifenblasen zum Himmel. Zurück in der Trauerhalle gab es einen Lied-Impuls, in dem es um gute Wünsche für die letzte Reise ging.
Neugierig Fragen gestellt
„Die Resonanz der Kinder war durchweg positiv. Sie waren sehr neugierig und hatten viele Fragen“, so Sonja Rudolph im Rückblick. Auch die Eltern zeigten sich überzeugt von der Veranstaltung und hinterließen einen „Daumen hoch“. „Wenn man von etwas Bescheid weiß, nimmt es einem ein wenig die Angst, wenn man damit konfrontiert wird“, ist sich die Gemeindereferentin sicher, dass die „Friedhofsdetektiv-Aktion“ dabei helfen kann, den Umgang mit dem schweren Thema „Tod“ zu erleichtern.
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