Kindertrauerbegleitung – Trauerpfützen und Gefühlsmonster

Wenn Kinder trauern, kann ein Sprung in eine „Trauerpfütze“ helfen, mit den eigenen Gefühlen umzugehen. (Foto: Pixabay)

Mädchen und Jungen trauern anders als Erwachsene, wollen auch schon mal Dampf ablassen oder toben. Auch Wut ist möglich. Dem trägt die Kindertrauerbegleitung der Malteser Hospizdienste Rechnung. Dieses Angebot in Dortmund ist bunt und fantasievoll.

Dortmund. „Ich habe meiner Mama ein goldenes Schwert und meine besten Pokémon-Karten in den Sarg gelegt, damit sie sich im Himmel vor allem Bösen verteidigen kann“, berichtet der sechsjährige Luca (alle Namen der Kinder geändert) in der Kindertrauergruppe. „Aber wenn man tot ist, dann gibt es doch gar nichts Böses mehr, da gibt es auch den Scheißkrebs nicht mehr“, erwidert die siebenjährige Maja und stampft auf den Boden. Für einen kurzen Moment ist es still.

Viele Kinder, die zur Trauergruppe der Malteser Hospizdienste kommen, haben den Verlust eines Eltern- oder Großelternteils, eines Geschwisterkindes oder weiterer wichtiger Bezugspersonen erlebt. Doch auch andere Verluste haben einen Raum. Der verstorbene Hund, das Wachkoma einer nahestehenden Person, Heimat- oder Freundesverluste: Das Thema Tod steht zwar im Fokus, ist jedoch lange nicht der einzige Grund, weshalb sich Kinder und ihre Angehörigen auf die Suche nach einer Trauerbegleitung machen.

Schwerpunkt Bewegung

Ehrenamtlich und hauptamtlich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für Einzel- und Kleingruppengespräche, im Rahmen von Familientrauerbegleitungen und Gruppenangeboten zur Verfügung. Konkret findet derzeit monatlich eine Trauergruppe für Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren sowie eine für alle Altersklassen offene Gruppe mit dem Schwerpunkt Bewegung statt. Letztere kam durch eine Kooperation mit dem Psychomotorischen Förderzentrum „FluVium“ in der Nordstadt zustande. 

Neben individuellen Gesprächen darf viel getobt, gespielt und Dampf abgelassen werden. Manchmal braucht es in Momenten der Trauer genau das: den eigenen Gefühlen freien Lauf lassen, wilde Kissenschlachten – oder den Sprung in eine „Trauerpfütze“.

Denn im Gegensatz zu vielen Erwachsenen trauern Kinder häufig auf sprunghafte Weise: Emotional intensive Momente der Traurigkeit können sich mit Spiel, Spaß und unbeschwerten Alltagsmomenten abwechseln. Kindliche Trauer zeichnet sich oftmals durch eine Wechselhaftigkeit ihrer Gefühlswelt aus. In eine (Trauer-)Pfütze kann man schnell hinein-, aber auch schnell wieder hinausspringen.

Lautstark ins Getümmel

Dies wird im Rahmen der Trauergruppe im „FluVium“ besonders deutlich. Einige Kinder ziehen sich zwischenzeitlich zurück, suchen das Gespräch mit anderen Kindern oder den Trauerbegleitern vor Ort, um sich anschließend wieder lautstark ins Getümmel zu stürzen. Es wird geweint, gelacht und getobt. Raum haben alle Gefühle. 

Luis hatte bereits vor dem Verlust seiner Mutter eine Trauerbegleiterin an seiner Seite. An manchen Tagen spielten die beiden zusammen, an anderen Tagen wollte Luis lange über den anstehenden Tod seiner Mutter sprechen. Es gab Tage, an denen sich eine Frage an die nächste reihte, und solche, an denen er partout nicht über seine Sorgen und Gedanken sprechen wollte. Besonders intensive Momente erlebten sie gemeinsam mit Luis‘ Mutter. In ihren letzten Tagen schenkte sie ihrem Sohn wertvolle Erinnerungen. 

Info
Bereits kurz nach Gründung der Ambulanten Malteser Hospizdienste St. Christophorus im Jahr 1994 wurde die Trauerbegleitung als wichtiger Bestandteil der Arbeit in die Aufgabenbereiche des Hospizdienstes integriert. Durch die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen wurde 2001 die erste Trauergruppe für Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen. Die Trauerbegleiter sind umfangreich nach den Vorgaben BVT (Bundesverband Trauer) geschult. Sie sind auf die besonderen Bedarfe der Zielgruppe Kinder und Jugendliche vorbereitet. www.malteser-hospizdienste-dortmund.de

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