Kirche lebendig gestalten
In der Gruppe einer Bio-Gärtnerin schnuppert Tanja Kirchner an frischer Minze. Foto: Fortmeier
Schloß Holte-Stukenbrock-Verl. Genau in dem Moment, als der Theaterpädagoge und Geschichtenerzähler Hartmut Lengenfeld aus Wiedenbrück die Gäste aus den Kirchengemeinden Verl und Schloß Holte-Stukenbrock mit auf eine kleine Reise in den geschichtlichen „Gottesgarten“ nehmen möchte, in der es um Adam und seine Sehnsucht zum Paradies geht, beginnen auch die Frösche im Teich ihr Konzert. So, als wollten sie auch an diesem „inspirierenden Sommerabend“ teilhaben, zu dem die Gäste thematisch treffend in die Ems-Erlebniswelt nach Stukenbrock-Senne eingeladen waren.
von Manuela Fortmeier
Auf Initiative von Pfarrer Karl-Josef Auris waren 45 Ehrenamtliche aller Kirchengemeinden, Kirchenvorstände und Gemeinderäte des pastoralen Raumes der Einladung gefolgt. Das Treffen stand unter dem Motto: „Gottes Garten seid ihr.“ Passend zum Themenabend „Zukunftsbild des Erzbistums Paderborn“ wurden in vier Arbeitsgruppen zahlreiche Impulse und Informationen präsentiert. Dem Programm, ideenreich gestaltet, widmeten sich die Gläubigen an den Stationen im Beisein der Referenten in den Arbeitskreisen bei einem geselligen Austausch.
So stellte der gelernte Gärtner Klaus Henkenherm biblische Gartenbilder vor und hatte auf einem Plakat die Frage in den Raum gestellt: „Ist die Bibel ein Gartenführer?“ Den „Emslauf“ in der Ems-Erlebniswelt hatte die Arbeitsgruppe von Klemens Reith für sich zur symbolischen Darstellung auserwählt, die sich mit der „Taufe als Kraftquelle“ beschäftigte.
Neugierig machten auch die interessanten Bierdeckel, auf denen der Dekanatsreferent und Hauptverantwortliche des Abends, Matthias Stumpe, das Zukunftsbild zusammengefasst und zu entsprechenden Getränken eingeladen hatte. „Ich wünsche euch einen Abend, der Frucht bringt“, sagte Stumpe zur Begrüßung. Jetzt sei der Zeitpunkt, in den Gemeinden zu handeln. Kirche müsse bunter werden und man müsse sich fragen: „Was geht noch, was müssen wir Neues ausprobieren? Wir brauchen eine Kirche, die sich traut, Neues auszuprobieren, da es sich jetzt schon abzeichnet, dass es immer weniger Taufen und Erstkommunionkinder gibt. Wir müssen Kirche zusammen lebendig gestalten.“
Alle Sinne berührend und sehr gut eingebettet in die Thematik, die Idee von Bio-Gärtnerin Viola Engels, die mit Gemüse eine sinnliche Annäherung an die Wandlungsprozesse sichtbar ermöglichte und mit allen Sinnen wie dem Schmecken oder Fühlen Parallelen zum Glauben suchte. Ebenso seien in einem Garten auch Rücksicht und Zufriedenheit spürbar und erlebbar. Projektreferentin Diana Sichelschmidt stellte Haltungen des Zukunftsbildes mithilfe verschiedenster Blumen dar. So sei die Sonnenblume eine Pflanze, die sich der Sonne zuwende. Es ihr gleichtuend, heiße, sich anderen Menschen zuzuwenden. Der lila Ehrenpreis könnte symbolisch eine Blume der Wertschätzung und Anerkennung darstellen, „die eigentlich jeder Ehrenamtliche zum Dank bekommen müsste“.
In einem lockeren Miteinander hatten die Gäste gut zwei Stunden Gelegenheit, sich mit dem Lerninhalt der 70-seitigen Broschüre, betitelt mit „Das Zukunftsbild der Diözese“, einer Orientierungshilfe des Erzbistums, die auch künftig Grundlage für die aktuellen Planungen in den katholischen Gemeinden in Verl und Schloß Holte-Stukenbrock sein wird, lebendig auseinanderzusetzen.
Daran teilgenommen hatte auch die Steuerungsgruppe der Diözese. Zweck und Ziel der Broschüre und der Veranstaltung ist es, einmal genau hinzuschauen, welche Möglichkeiten Ehrenamtliche im pastoralen Raum und in der heutigen Gesellschaft aktuell haben, um Gläubigen im Alltagsleben den Glauben regelmäßig auf ihre Weise interessant und lebendig darzustellen und als pastoraler Raum zusammenzuwachsen.
„Wir sind in einer Zeit angekommen, in der für die Arbeit im pastoralen Raum immer weniger Hauptverantwortliche zur Verfügung stehen“, sagte Pfarrer Karl-Josef Auris. Je weniger Hauptverantwortliche für den großen Arbeitsaufwand und die anfallenden Tätigkeiten zur Verfügung stünden, umso stärker sei jetzt das leidenschaftliche Engagement der Ehrenamtlichen gefragt, die schon lange einen wichtigen und starken Dienst in der Gesellschaft leisten würden. Jeder von ihnen bilde gesellschaftlich ein individuelles Rückgrat des christlichen und lebendigen Gemeindelebens. Gerade in dieser Zeit sei es wichtiger als bislang, das verantwortungsvolle Miteinander unter den Menschen zu stärken und wenn notwendig, neu anzustoßen. „Um die Arbeit der Ehrenamtlichen einfacher und im pastoralen Raum nach einheitlichem Konzept strukturierter gestalten zu können, soll die Broschüre Ratgeber sein, anregen und dazu beitragen, dass die Kirche weiter kraftvoll wachsen kann.“
Dafür brauche es Menschen, die bereit seien, aufzustehen und einen Teil ihrer kostbaren Freizeit für den Glauben bereitzustellen, um sich in vielen Ebenen und Bereichen starkzumachen, zu engagieren und wirkungsvoll Zeichen zu setzen. „Jeder, der den Glauben aus Überzeugung lebt, ist willkommen und jeder kann sich nach seinem Ermessen mit seinen persönlichen Fähigkeiten einbringen und Teil dieser großen Gemeinschaft im pastoralen Raum sein“, ruft Auris Interessierte auf. „Kirche braucht Leidenschaft und ein Miteinander. Kirche braucht Menschen. Der pastorale Raum braucht Sie.“