Klimaflüchtlinge sind in wenigen Jahren selbstverständlich
Hochgradig war die Diskussionsrunde über Klimaschutz im Dortmunder Mallinckrodt-Gymnasium mit Schulleiter Christoph Weishaupt, Thorsten Hoffmann (MdB, CDU), Dr. Rainer Mackenbach (Umweltamt der Stadt Dortmund), Monika Lühers (Rat, SPD), Staatssekretär Dr. Friedrich Kitschelt (BMZ), Weihbischof Prof. Dr. Dominicus Meier OSB, Sabine Poschmann (MdB, SPD) und Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller (v. l.) besetzt. Foto: Maas
Weihbischof Prof. Dr. Dominicus Meier OSB lobte Engagement der Klimapilger / Staatssekretär Dr. Friedrich Kitschelt erinnerte bei der Diskussion „Zukunft in Gefahr“ an Verantwortung jedes Einzelnen
Dortmund. Schwer und düster klang der „Earth Song“ von Michael Jackson, erinnerte an die musikalische Begleitung einer Beerdigung. Denn der Anlass, zu dem das Bläserensemble des Dortmunder Mallinckrodt-Gymnasiums das Lied spielte, war kein fröhlicher. „Zukunft in Gefahr – Klimawandel und Generationengerechtigkeit“ hatten die Schülerinnen und Schüler die Veranstaltung genannt. Im Publikum saßen unter anderem 150 Klimapilger, die auf ihrem Weg von Flensburg nach Paris im Östlichen Ruhrgebiet Halt machten. Unter ihnen war auch Weihbischof Prof. Dr. Dominicus Meier OSB.
Sichtlich beeindruckt zeigte sich Weihbischof Dominicus von dem Engagement der Gymnasiasten, die an diesem Abend nicht nur diskutierten, sondern auch die Ergebnisse verschiedener Projektarbeiten präsentierten. Für die Klimapilger hatte der Weihbischof, der einen Tag lang selbst mitgegangen war, ebenfalls viele anerkennende Worte. „Das sind sehr engagierte Leute, die sich sehr ernsthaft dem Thema stellen. Wichtig ist es mir, dass auch Schulklassen mitgekommen sind.“ Die stammten nicht nur aus Dortmund, sondern auch aus Paderborn und Lippstadt.
Sie alle versammelten sich in der Aula des Mallinckrodt-Gymnasiums. Die Jugendlichen bekamen häufig – unter anderem von Schulleiter Christoph Weishaupt – zu hören, dass unter dem Klimawandel nicht nur Menschen im Süden leiden. „Jeder Mensch ist betroffen oder wird es sein. Das Problem des Klimawandels gehört aus meiner Sicht zu den drängendsten dieser Zeit“, betonte Weishaupt. Dass ihre Generation die Hauptleidtragenden einer Entwicklung sein werden, die ihre Vorfahren in Gang setzten – diese Tatsache sorgte für Diskussionsstoff im Publikum.
Ähnlich äußerte sich der Hauptredner des Abends. Staatsekretär Dr. Friedrich Kitschelt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der Minister Dr. Gerd Müller vertrat, betonte: „In ein paar Jahren werden wir mit Klimaflüchtlingen so selbstverständlich umgehen wie mit den Kriegsflüchtlingen heute.“ Umso wichtiger sei es, dass sich die Temperaturen weltweit nicht um mehr als zwei Grad Celsius erhöhen. Überschwemmungen durch den Anstieg der Meeresspiegel, Verlust von Acker- und Weideland – die Konsequenzen sind noch nicht komplett absehbar.
Feststehe dagegen, dass vor allem die westliche Welt über ihre Verhältnisse lebt. Billige Kleidung auf Kosten der Arbeiter, Verschwendung von fossilen Brennstoffen, viel zu hoher Energieverbrauch in den Industrieländern – „Das hält die Erde, das halten die sozialen Verhältnisse, das hält das Klima nicht aus“, mahnte Dr. Kitschelt eindringlich.
Wie sehr der Bundesregierung und Bundeskanzlerin Angela Merkel das Thema Klimaschutz am Herzen liege, betonte der Staatsekretär mehrfach. Doch so mancher Zuhörer dürfte sich auch die Frage gestellt haben, die Weihbischof Dr. Dominicus Meier OSB offen aussprach: „Und wie wird die Antwort des Bundeswirtschaftsministers sein?“ Schließlich kostet Klimaschutz viel Geld. Dennoch sei es erfreulich, dass das Thema etwa durch die Klimapilger wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rücke.
Auf die großen Probleme der Menschheit hatten die Neuntklässler des Mallinckrodt-Gymnasiums ganz praktische Antworten. Beispiel Kaffee. Müssen es unbedingt die schicken Kapseln aus Aluminium sein, bei deren Herstellung sehr viel Energie verbraucht wird? Oder ist der niedrige Preis das einzige Argument, eine neue Jeans zu kaufen? Schließlich legt eine Hose – vom Feld, auf dem die Baumwolle angebaut wird, über die Näherrei bis zum deutschen Discounter – schon mal stolze 50 000 Kilometer zurück. Und ist es wirklich nötig, rund 82 Kilogramm Nahrungsmittel pro Jahr wegzuschmeißen? Die Recherchen der Neuntklässler hinterließen einen bleibenden Eindruck. Denn sie zeigten: Das eigene Verhalten, das sich natürlich verändern lässt, hat ebenfalls Einfluss auf die Umwelt.
von Wolfgang Maas