Konzeption zukunftsfähig machen
Weihbischof Hubert Berenbrinker nahm als Gast an der Jahreskonferenz der Polizeiseelsorger im Erzbistum teil. Foto: Wiedenhaus
Schloß Holte-Stukenbrock. Polizeiseelsorge findet häufig im Verborgenen statt: im persönlichen Gespräch nach einem schwierigen Einsatz, beim Ethik-Unterricht an Polizeischulen. Auch wenn diese ganz spezielle Seelsorge also naturgemäß nicht im Licht der Öffentlichkeit steht, ist sie in mehrfacher Hinsicht wichtig. Doch auch sie steht vor dem Problem, dass es zu wenig pastorales Personal gibt. Die Diözesanjahreskonferenz der Polizeiseelsorge im Erzbistum Paderborn in der Landespolizeischule Schloß Holte-Stukenbrock befasste sich deshalb mit der „Konzeption der Polizeiseelsorge“ und der Frage, wie sie in Zukunft funktionieren kann.
von Andreas Wiedenhaus
„Wir stecken in einem Dilemma“, brachte es Polizeidekan Monsignore Wolfgang Bender, der Diözesanbeauftragte für die Polizeiseelsorge, auf den Punkt: „Unsere Arbeit wird auf verschiedenen Ebenen immer mehr angenommen und angefordert, auf der anderen Seite können wir sie zurzeit kaum leisten.“
Acht aktive Polizeiseelsorger arbeiten zurzeit im Erzbistum. So soll gewährleistet sein, dass es für jede Kreispolizeibehörde und jedes Präsidium sowie für die großen landesweiten Einrichtungen wie etwa Polizeischulen einen Ansprechpartner gibt. Abgesehen vom Polizeidekan, der aber auch noch für die Feuerwehr- und Notfallseelsorge zuständig ist, leisten alle anderen sieben Seelsorger den Dienst zusätzlich zu ihren normalen Aufgaben. „Vor 18 Jahren waren es noch 14 Polizeiseelsorger im Erzbistum“, machte Bender die Personalentwicklung deutlich.
Ein Punkt, den Weihbischof Hubert Berenbrinker, der als Gast an der Konferenz teilnahm, aufgriff und deutlich machte, wie wichtig dem Erzbistum die Seelsorge für die Polizei ist: „Wir wissen Ihre Arbeit sehr zu schätzen, deshalb ist es wichtig, ein tragfähiges Konzept für die Zukunft zu entwickeln.“
Einig waren sich die Konferenzteilnehmer darin, dass die Polizeiseelsorge eine Chance darstellt, Menschen zu erreichen, die in den Gemeinden nicht unbedingt auftauchen und ihnen gleichzeitig gerade dann beizustehen, wenn auch „die Dienstvorschrift nicht mehr weiter weiß“.
Pastor Thomas Kubsa aus Hagen beschrieb, dass es Ausdauer und Geduld brauche, um von den Beamten akzeptiert zu werden: „Man muss gesprächsbereit sein, Kontakte knüpfen und möglichst oft vor Ort sein, damit tragfähige Beziehungen entstehen.“ Dann werde man nicht nur in Krisensituationen angesprochen, sondern auch bei schönen Anlässen wie Hochzeiten oder Taufen.
Diese persönliche Ebene wurde vom Polizeidekan um die offizielle ergänzt: Er zitierte aus einem Brief des NRW-Innenministers Herbert Reul vom März dieses Jahres an das Katholische Büro in Düsseldorf. Darin spricht der Innenminister vom Stellenwert der Polizeiseelsorge für die einzelnen Beamten ebenso wie von der Unverzichtbarkeit der Ethik-Lehrtätigkeit. Insbesondere durch die höhere Zahl an Einsätzen und belastenden Situationen, denen die Beamten ausgesetzt seien, werde die Seelsorge zunehmend angefragt.
Die katholische Polizeiseelsorge der fünf Bistümer in NRW sei immer ein verlässlicher Partner gewesen, stellt Reul fest. Auch mit Blick auf die Aufstockung der Polizei und die damit verbundenen steigenden Polizeischülerzahlen benötige das Land, so der Innenminister, dringend mehr Seelsorger, „die vertrauenswürdig, verlässlich, aber auch kritisch den wichtigen Dienst der Polizei an der Gesellschaft unterstützen und begleiten“.
In ihrem Antwortschreiben machen die Bischöfe deutlich, dass die Polizeiseelsorge „nicht zur Disposition“ stehe, in keinem der Bistümer solle sie eingeschränkt werden. „Wenn wir diese Chance nutzen und all dies leisten wollen, dann muss über einen höheren Stellenanteil konkret nachgedacht werden“, machte Bender zum Abschluss der Diskussion deutlich. Stephan Lange, Leiter der Abteilung Gemeinde- und Erwachsenenpastoral im Generalvikariat, der ebenfalls an der Konferenz teilnahm, sagte in diesem Zusammenhang, dass derzeit in Paderborn über eine personelle Aufstockung nachgedacht werde.