Kooperation gegen Fluchtursachen
Kooperation gegen Fluchtursachen
Lippstadt. missio Aachen, missio München und das Kolpingwerk Deutschland haben die Kräfte gebündelt, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Die Besiegelung der Vereinbarung fand am Weltflüchtlingstag mit vielen hochrangigen Vertretern und Schülern auf dem Gelände der Europaschule Ostendorf-Gymnasium statt.
von Peter Körtling
Das Konsumverhalten in der westlichen Welt kostet Leben. Der Ostkongo hat in diesem Sinn traurige Berühmtheit erlangt: Die Region verfügt über seltene Bodenschätze wie kaum eine andere Gegend der Welt. Rund 100 registrierte Minen gibt es allein in der Provinz Walikale und ungezählte mit illegalem Abbau. In den meisten wird Kassiterit, ein Erz mit hohen Anteilen an Kupfer, Gold und Coltan abgebaut. Aus dem Mineral Coltan wird wiederum Tantal gewonnen, das in unsere Handys, Flachbildschirme und Computer eingebaut wird.
Die Arbeitsbedingungen in den Minen sind fürchterlich und die örtlichen Machthaber betreiben buchstäblich Sklavenhandel, um ihre Gewinne mit Gewalt zu optimieren. Hilfsorganisationen berichten von Kinderarbeit, Sklaverei, ungesicherten Stollen und massiver Umweltzerstörung. So etwas treibt viele Menschen auf die Flucht, durch Afrika ebenso wie direkt nach Europa. Durch die Gier des Westens nach immer neuen Elektrogeräten verdienen die örtlichen Warlords und genau da möchte die Kooperation ansetzen: In deutschen Haushalten gibt es rund 120 Millionen ausgemusterte Smartphones, in denen sich die wertvollen Rohstoffe befinden. Wenn diese eingesammelt werden, können die brauchbaren aufgearbeitet und verkauft und aus den defekten durch ein gutes Recycling-Konzept die gesuchten Stoffe wiedergewonnen werden.
Gregor von Fürstenberg ist Vizepräsident von missio Aachen und vermittelt sowohl den ethischen wie den statistischen Zusammenhang dieser Sammelaktion: „Mit der Handy-Spendenaktion kann jeder im Sinne der Bewahrung der Schöpfung etwas gegen Elektroschrott tun“, so von Fürstenberg. Alleine der Wert der enthaltenen Rohstoffe bei den herumliegenden, ausgemusterten Handys liege bei über 250 Millionen Euro. Durch ein gründliches Recycling könnten sich die Hersteller auf diese wiedergewonnenen Stoffe und eine Zulieferung aus zertifizierten Minen setzen, wodurch das kriminelle Handeln unterbunden werden könnte. Mit den finanziellen Erlösen will missio Projekte in Afrika fördern und Kolping die Bildungsarbeit in Deutschland verstärken.
„Als Kooperationspartner unterstützen wir die Aktion ‚Alte Handys für einen guten Zweck‘ von missio. Sie ist wichtig und wertvoll, denn damit können wir gemeinsam auf die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen im Kongo aufmerksam machen, die viel mit unseren Handys zu tun haben“, erklärte Ulrich Vollmer, Bundessekretär des Kolpingwerkes Deutschland. „Wir gehen jetzt gemeinsam mit missio mit gutem Beispiel voran und handeln. Deshalb rufen wir alle Menschen, die an Nachhaltigkeit und der Vermeidung von Fluchtursachen interessiert sind, und hier besonders unsere Kolpingmitglieder, zum Mitmachen auf.“
Auch aus religiöser Sicht ist die Aktion brandaktuell, wie Dr. Christian Mazenik von missio München erklärt: „Papst Franziskus ruft uns in seiner Enzyklika ‚Laudato Si‘ dazu auf, die Ressourcen auf der Welt gerecht zu verteilen“, betonte Mazenik, der Leiter der Abteilung Bildung ist. „Mit der Handy-Sammelaktion versuchen wir, einen Teil dazu beizutragen.“
Die Schule als Ort der Kooperationsvereinbarung wurde nicht ohne Grund gewählt: Die Schüler des Gymnasiums hatten sich intensiv auf den Weltflüchtlingstag vorbereitet. An diesem Tag waren mit dem missio-Truck und der „Kolping Roadshow Integration“ zusätzlich gleich zwei Infomobile vor Ort. Schließlich machten die Jugendlichen begeistert beim Handy-Spenden mit.
Für die Handy-Spendenaktion gibt es bundesweit Annahmestellen. In Lippstadt können ausgemusterte Handys im Ostendorf-Gymnasium und bei Kolping in der Kolpingstraße 12–16 zu den jeweiligen Öffnungszeiten oder bei Kolping auch als Briefkasteneinwurf abgegeben werden.