11.12.2015

Macht hoch die Tür …?

Das Weihnachtsfest rückt näher und so langsam schleicht sich das unangenehme Gefühl ein, dass es in diesem Jahr ein, wie soll man sagen … irgendwie besonders unstimmiges Fest werden könnte.

Schon lange fliegt einem ja irgendwann während der Feiertage, wenn man gerade so gemütlich beisammensitzt, die Ahnung durchs Hirn, dass die Art, wie man gerade Weihnachten feiert, mit der biblischen Schilderung des Ereignisses wenig zu tun hat. So entspringt zum Beispiel das Etikett „Fest der Familie“ wohl eher einer Mischung aus Sehnsucht und gesellschaftlichem Druck als der Wirklichkeit – weder der eigenen noch der biblischen. Der Edeka-Spot, über den gerade alle Welt diskutiert, in dem ein alter Mann nach Jahren einsamer Weihnachtsabende seine Familie zu seiner angeblichen Beerdigung einlädt, um sie alle mal wieder zusammenzuhaben, bedient beides. Das ist wohl der Grund dafür, dass die einen diesen Spot großartig und die anderen furchtbar finden.

Zuhause jedenfalls hatte man es heimelig, es gab reichlichst zu essen, Geschenke und ein einigermaßen konfliktfreies Miteinander. Und die Herbergssuche war eine rührende Aufführung der Kinder in drolligen Kostümen, die ganz Kleinen gaben die Schafe. Ach, süß!

Doch in diesem Jahr bricht die biblische Realität in unsere Realität ein und stört oder bringt jedenfalls einiges durcheinander. Die Herbergssuche wird konkret und das geradezu unangenehm: Das Leben trägt uns die Rolle der Gastwirte an. Machen wir die Tür auf oder singen wir nur davon? Schluck…

Was tun? Flüchtlinge zu sich nach Hause einladen oder gleich ins Flüchtlingsheim gehen? Aber wäre das eine gute Idee? Und kann man mal eben mit allen familiären Traditionen brechen? Es könnte langfristig unabsehbare Konsequenzen haben, wenn man einmal ein Flüchtlingsheim wirklich von innen gesehen hat. Eine Unruhe könnte einen erfassen, die man nicht haben will.

Man glaubt zu ahnen, in welche Richtung es gehen könnte oder müsste, aber man spürt auch innere Hürden. Geht es anderen auch so?

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