Macht und Meinung – Claudia Auffenberg zur Synodalversammlung
Deutschland, Hessen, Frankfurt, 08.09.2022 – 4. Synodalversammlung des Synodalen Weges – Tag 1
Die Bischöfe während der internen DBK Sitzung
FOTO: SYNODALER WEG/MAXIMILIAN VON LACHNER
Als am Donnerstagabend vergangener Woche die Meldung vom Tod der Queen kam, dürfte manches Mitglied der Synodalversammlung innerlich aufgeatmet haben. Denn nun war ein Ereignis eingetreten, das das Interesse der breiten Öffentlichkeit für die kommenden Tage dominieren würde und das Debakel von Frankfurt konnte außerkirchlich zunächst unbeachtet bleiben.
Denn zu diesem Zeitpunkt stand der Synodale Weg am Abgrund. Das Grundlagenpapier zur Sexualmoral hatte in der Abstimmung nicht das erforderliche Quorum der Bischöfe erreicht und ist damit gescheitert. Das Abstimmungsergebnis an sich war nur ein Teil des Problems. Schwerer wiegt, dass es alle völlig überrascht hat. Konkret: Die Bischöfe, die das Papier nicht mittragen wollten, haben zwei Jahre lang geschwiegen und sich ganz offenbar nicht eingebracht, obwohl dazu reichlich Gelegenheit gewesen wäre. Das ist unfair, um es vorsichtig zu formulieren, aber im Grunde muss man sagen: Es ist eine Unverschämtheit. So geht es nicht!
In der anschließenden reichlich aufgewühlten Aussprache gab der Kölner Weihbischof Steinhäuser eine bemerkenswerte Stellungnahme ab. Er bekannte sich dazu, das Papier abgelehnt zu haben, und beklagte den Druck, den er in der Versammlung gespürt habe. Er sei nicht deshalb Bischof geworden, „weil man mich dafür gehalten hat, dass ich allen Konflikten mühelos gewachsen bin“. Das sagt jemand, in dessen Bistum die Leute massenhaft aus der Kirche austreten. Empfindet er dort keinen Druck, sondern vielmehr da, wo Gläubige Kraft und Nerven und sehr viel Lebenszeit investieren, um mit den Bischöfen einen Ausweg aus der Krise zu finden?
Macht braucht Entscheidung
Doch die Bischöfe insgesamt, die – man kann es nicht oft genug sagen – einstimmig diesen Synodalen Weg gewollt und die Laien hinzugebeten haben, gaben in Frankfurt ein schlechtes Bild ab. Mehrfach musste die Sitzung unterbrochen werden, damit sie sich untereinander beraten konnten. Immerhin haben alle miteinander dann die Kurve gekriegt und kein weiterer Text scheiterte. Dennoch müssen sich alle fragen, wie es zu einer solchen Situation kommen konnte.
No complain, no explain, nicht beklagen, nicht erklären, das war das Motto der Queen. Sie hatte keine Macht und blieb daher konsequent neutral. Aber sie hat ihr Land auch nur repräsentiert und nicht geleitet.
Es ist nun mal so: Wer Macht hat, und die hat in der Synodalversammlung jeder Bischof, auch die Weihbischöfe, wer also Macht hat, der kann nicht neutral sein. Macht braucht Entscheidung, Entscheidung braucht Meinung und Meinung braucht Diskurs.
Ihre
Claudia Auffenberg