„Mann muss es wollen!“
„Mann muss es wollen!“
Unna. Der letzte Stuhl war schon vergeben. Um nicht stehen zu müssen, nahm eine Teilnehmerin auf einem Klavierhocker Platz: Groß war der Andrang beim Workshop „Frauen im Erzbistum“ im Rahmen des Diözesanen Forums. Und die Mehrheiten eindeutig. Rund 50 Frauen und 8 Männer – darunter Erzbischof Hans-Josef Becker – füllten den Klassenraum im Gymnasium gleich neben der Stadthalle Unna.
von Andreas Wiedenhaus
Das ein oder andere hat sich schon gewandelt, doch es bleibt noch viel Handlungsbedarf, zumal in den „großen“ Fragen wie dem Diakonat der Frau. Das wurde im Verlauf der Podiumsdiskussion zu Beginn schnell deutlich.
Dabei, so Dr. Annegret Meyer, die den Workshop leitete, sei man mittlerweile nicht mehr im „Kampfmodus“, sondern in der Phase, in der Überzeugungsarbeit geleistet werde: „Entspannt, aber entschieden!“, beschrieb sie die entsprechende Haltung. Schließlich, so die Theologin, sei das Thema schon seit über 30 Jahren „aktuell“: „Es wird also Zeit für konkrete Schritte!“
Darüber, wie diese aussehen können, gibt es durchaus unterschiedliche, aber nicht gegensätzliche Ansichten. Zum einen brauche es „Frauen in Führung, um Frauen in Führung zu bringen“, hieß es, zum anderen sei es aber mit Blick auf die Struktur der katholischen Kirche unabdingbar, „dass Mann es wolle“!
Denn die Zahlen sind eindeutig. Im Erzbischöflichen Generalvikariat liegt der Frauenanteil bei den Führungspositionen aktuell bei 2 von insgesamt 30. In der Caritas sind über 80 Prozent Frauen beschäftigt, in Richtung Spitzenpositionen dreht sich dieses Verhältnis aber um.
Was aus Sicht der Frauen passieren muss, damit sich das ändert, wurde in Kleingruppen erarbeitet und anschließend vorgetragen. Die Idee einer weiblichen und männlichen Doppelspitze wurde dabei genauso geäußert wie eine theologische Grundausbildung gerade für ehrenamtlich engagierte Frauen.
Auch ein gezieltes Frauenförderprogramm sowie ein Mentoren-Angebot speziell für Frauen standen auf der Liste. Mit Blick darauf, dass die Benachteiligung von Frauen ein gesamtgesellschaftliches Problem sei, könne die Kirche einen Beitrag leisten, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzubringen.
Dabei wurde auch deutlich gemacht, dass es etwa in Sachen Spiritualität Unterschiede zwischen Frauen und Männern gebe, die man berücksichtigen müsse: „Was nicht heißt, dass das eine besser und das andere schlechter ist!“
Dass wirklich noch viele „dicke Bretter“ zu bohren seien, so eine Teilnehmerin, zeige nicht zuletzt ein Blick auf das Programm: „Dieser Workshop zur Rolle der Frauen läuft parallel zur Veranstaltung über Anforderungen an Führungskräfte.“
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Weitere ausführliche Berichte über das Diözesane Forum, über Neuigkeiten, die Erzbischof Becker verkündete, und über andere Workshops finden Sie im Dom, Nr. 40 vom 8. Oktober 2017.