06.08.2021

Medaille mit zwei Seiten

Der Reichtum sitzt in der Kutsche.

Geld und Glaube – ein heikles Thema. Das Museum Religio in Telgte bei Münster greift es in einer Ausstellung auf und zeigt, wie Christen, Juden und Muslime damit umgehen. Ein Blick auf Ideal und Wirklichkeit, Geschichte und Gegenwart. Bis zum 29. August ist die Ausstellung zu sehen.

von Stefan Branahl 

Wenn es um Geld geht, hört der Spaß auf? Nicht immer. Wie sonst lässt sich die Spendendose interpretieren, mit der ein „Bonifatius Sammelverein“ aus dem Münsterland vor hundert Jahren um finanzielle Unterstützung für den Kirchbau bat: Die hübsche Blechbüchse in Form einer Kirche hat nicht nur einen Schlitz im Dach für Münzen, sondern in der Turmuhr auch noch einen Zigarrenschneider integriert. Heute ist der feinsinnige Humor durch den Imperativ ersetzt: „Karte drauf!“ steht auf dem digitalen Klingelbeutel und es klingt verdächtig nach: „Gib her den Zaster!“

„Macht das Geld nicht zum Götzen“

Wie halten es die großen Weltreligionen mit dem schnöden Mammon? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer kleinen, aber sehr feinen und zugleich informativen Sonderausstellung im Religio Telgte. Wir erfahren, wie Christen, Juden und Muslime sich mit dem heiklen Thema auseinandergesetzt und letztlich arrangiert haben. Ein Blick in die heiligen Bücher– Bibel, Thora und Koran– mit den entsprechenden Texten stimmen ein und verdeutlichen, dass es Gemeinsamkeiten gibt, die sich etwa so zusammenfassen lassen: „Macht das Geld nicht zum Götzen, sondern setzt es ein, um Gutes zu tun.“

Aber wie so oft sind Ideal und Wirklichkeit zwei Seiten einer Medaille, lauert die Versuchung hinter jeder Ecke. Da ist der Glaube der einfachen Leute. In den alten Geschichten erzählen sie sich vom Sterntaler, einem Paradebeispiel christlicher Nächstenliebe, das alles an die Armen gibt, selbst sein letztes Hemd, und dafür reichlich belohnt wird. Bitterböse dagegen zwei Holzstiche aus Frankreich und England: Den Mammon zeigt die eine Karikatur, fett sitzt er in der Kutsche und fährt vorbei an den Bürgern, die ihren Bückling bis in den Straßenstaub machen. Die andere zeigt den „Teufel des Geldes“, grinsend lässt er die Münzen fallen, zwei Pfaffen strecken gierig den Kelch in die Höhe, um möglichst viel aufzufangen.

Ohne Geld lässt sich kaum etwas voranbringen

Aber wie so oft sind Ideal und Wirklichkeit zwei Seiten einer Medaille, lauert die Versuchung hinter jeder Ecke. Da ist der Glaube der einfachen Leute. In den alten Geschichten erzählen sie sich vom Sterntaler, einem Paradebeispiel christlicher Nächstenliebe, das alles an die Armen gibt, selbst sein letztes Hemd, und dafür reichlich belohnt wird. Bitterböse dagegen zwei Holzstiche aus Frankreich und England: Den Mammon zeigt die eine Karikatur, fett sitzt er in der Kutsche und fährt vorbei an den Bürgern, die ihren Bückling bis in den Straßenstaub machen. Die andere zeigt den „Teufel des Geldes“, grinsend lässt er die Münzen fallen, zwei Pfaffen strecken gierig den Kelch in die Höhe, um möglichst viel aufzufangen.

Damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht: Um eine Generalabrechnung geht es nicht in der Ausstellung „Geld und Glaube“, das wäre wohl auch verkürzt. Denn ohne Geld lässt sich schon lange kaum etwas voranbringen, Gemeinschaft pflegen oder Not lindern. So reichen Christen im Gottesdienst den Kollektenkorb durch die Reihen, ist jedes jüdische Gemeindemitglied zur Wohltätigkeit aufgefordert (dargestellt an der blauen Sammelbüchse für den Nationalfonds), kennt der Islam die Zakat-Abgabe. 

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