18.10.2017

„Missionarische Priester, die Schwung mitbringen“

Pater Soby und Vikar Liju (rechts) feiern die heilige Messe am Montagabend. Foto: Schulte

Seit 2014 bereitet Pastor André Aßheuer (kl. Foto) mit seinen Gemeinde­referentinnen Dorothee Topp und Martina Neuhaus indische Priester für den Dienst im Erzbistum Paderborn vor. Entstanden ist das aus einer Idee Aßheuers, in seinem frisch renovierten Pfarrhaus einen ausländischen Priester wohnen zu lassen und ihm die deutsche Pastoral zu erklären. Susanne Wagenknecht aus dem Paderborner Generalvikariat wurde darauf aufmerksam und hat zusammen mit Aßheuer das Welveraner Modell entwickelt.

Herr Pastor Aßheuer, in letzter Zeit haben Journalisten der FAZ, vom WDR, der ARD und den lokalen Printmedien Sie besucht, um über das Welveraner Modell zu berichten. Sind Sie müde vom Medienrummel?

Ja, das ist schon anstrengend, wöchentlich kommen neue Anfragen. Mein Ziel ist es jetzt, dass die lokalen Medien an den neuen Stellen der Inder über sie berichten und schildern, dass er nicht ins kalte Wasser geschmissen wird.

Wie sehr wurden die Inder denn vor dem Welveraner Modell ins kalte Wasser geschmissen?

Die indischen Priester haben sich intern vorbereitet. Dazu kam ein viermonatiger Sprachkurs im Klausenhof, auf den man sich stark verlassen hat. Das hat bei einigen als Vorbereitung gut funktioniert – andere haben jedoch unsere Kultur nicht verstanden und es kam zu Problemen.

Ihre Gemeindemitglieder in Welver packen im Welveraner Modell gut mit an: Sie fahren die Inder, bringen ihnen Deutsch bei und spielen mit ihnen Badminton. Was gab es für Streitpunkte?

Die Sprache: Die Leute müssen mir vertrauen, dass ich einen Inder zur Sonntagsmesse oder bei einer Beerdigung einsetze, wenn er auch gut genug dafür ist. Sakramente spenden ist kein Wunschkonzert, sondern Teil des Gesamtkonzeptes, in dem die Inder lernen.

Wie läuft die Auswahl, wer von den Indern nach Deutschland kommt und gibt es in Indien schon eine Vorbereitung?

Das Erzbistum arbeitet fest mit drei Bistümern und sechs Orden zusammen: die Diözesen Trichur, Verapoly (Ernakulam) und Kottapuram sowie die Orden der Oblaten (OSJ), der Karmeliten OCD Latein, OCD Syro-Malabarisch und OCarm, Missiona­ries of St. Thomas (MST) und den Karmelitern der Unbefleckten Empfängnis (CMI). Die Bistümer oder Orden schlagen uns ihre Kandidaten vor und wir sprechen mit ihnen die Kriterien ab: Die Inder sollen nach Möglichkeit nicht älter als 40 sein und die Sprachprüfung für B1 am Goethe-­Institut in Trivandrum abgelegt haben.

Sie sind auch schon selbst nach Indien gereist. Welche Lehren haben Sie für die Ausbildung geschlossen?

Ein großer Schwerpunkt im Welveraner Modell muss auf selbstständigem Arbeiten liegen. Ein Priester wird in Indien mit einem Prinzen verglichen und stets von Personal begleitet. Zum Beispiel erhalten sie mit Eintritt ins Priesterseminar einen Fahrer – was auch Sicherheitsgründe bei der hektischen Fahrweise der Inder hat. Außerdem kommen Frauen in der kirchlichen Wirklichkeit Indiens kaum vor. Männer verhalten sich ihnen gegenüber respektvoll, aber distanziert. Die Inder in Welver erfahren, dass sie auch von Frauen etwas lernen können.

Warum sind die Inder eigentlich geeignet dafür, dass das Erzbistum Paderborn nur noch sie als ausländische Priester einsetzt?

Durch die Multi-Kulti-Gesellschaft in Indien mit drei Religionen haben die Priester gelernt, missionarisch zu sein. Sie schaffen es, sich leicht auf neue Situationen einzustellen und bringen daher Schwung mit. Der Kontakt nach Indien besteht schon seit Jahrzehnten. Auch mit einem Bistum in Polen hat Paderborn zusammengearbeitet. Das war besonders durch den persönlichen Kontakt des damaligen Bischofs mit unserem Erzbistum der Fall. Der Kontakt hat aber nach Versetzung des Bischofs von polnischer Seite aufgehört.

Gibt es Stellen, für die die Inder nicht infrage kommen?

Das Erzbistum Paderborn wird – wie bekannt – demnächst 87 pastorale Räume haben. Die indischen Mitbrüder werden keine Pfarrstelle bekommen und somit keine Leitung eines pastoralen Raumes übernehmen. Das würde sie überfordern. Außerdem erfolgt kein Einsatz in der Sonderseelsorge wie Schule oder Krankenhaus aufgrund der grundverschiedenen pastoralen Gegebenheit hier.

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