25.01.2018

Mit Autorität, nicht autoritär!

Jesus-Bildnis eines unbekannten Künstlers nach einem Original von Georg Cornicelius aus dem Jahr 1888. Foto: pixabay

Mit Autorität vorgetragen, konnten Jesu Worte so sehr fruchtbar und wirksam sein.

von Christian Städter

Kafarnaum in Galiläa – die Heimat Jesu. Hier nimmt im Markusevangelium das öffentliche Wirken Jesu seinen Anfang. Nachdem Jesus seine ersten vier Jünger am Ufer des Sees berufen und hinter sich gesammelt hat, geht er in die Synagoge. Es ist der erste Tag seines öffentlichen Auftretens. Und dort, in der Synagoge von Kafarnaum, predigt er.

Aber was sagt er genau? Worüber spricht Jesus in seiner ersten Predigt? Darüber schweigt der Evangelist. Er offenbart uns nicht, was Jesus sagt. Er beschreibt vielmehr, wie die Worte Jesu auf die Menschen wirken.

Und vielleicht ist gerade dieses ja schon vielsagend: Nicht unbedingt das, was Jesus sagt, seine Lehre, steht im Zentrum, sondern vor allem er selbst, seine Person. Alles hängt von ihm ab.

Die Menschen staunen über das, was Jesus sagt. Sie sind überrascht, betroffen, beeindruckt, sprachlos. Vielleicht schauen sie sogar mit Bewunderung zu ihm auf: Der hier, der doch einer von uns ist, spricht anders als die Schriftgelehrten, die viel studiert haben. Er spricht mit Vollmacht, mit Autorität.

Was meint Autorität? Das Wort ‚Autorität‘ leitet sich vom lateinischen augere her: verstärken, vergrößern, fördern. Eine Person mit Autorität ist also eine Person, die etwas im anderen verstärkt, vergrößert und fördert. Eine Person mit bloßer Gelehrsamkeit gibt vielleicht auch ihr in mühevollen Studien erarbeitetes Wissen weiter, aber sie hält den anderen letztlich in einer Passivität. Derjenige, der mit Autorität spricht, lässt den Funken überspringen. Und der Funke löst im anderen etwas aus, er lässt etwas in ihm wachsen. Jesus sucht nicht durch Worte den Applaus oder die öffentliche Anerkennung, die das eigene Ego stärkt. Er ist eher zurückhaltend und demütig, was seine eigene Person betrifft. Auf den anderen kommt es ihm an.

Von hier aus kann ich mir ausmalen, wie es gewirkt haben muss, als Jesus in der Synagoge von Kafarnaum gepredigt hat: Nicht als Gelehrter trat er auf, sondern als jemand mit Autorität, der in den Zuhörern etwas ausgelöst hat.

Und dann regt sich noch eine weitere Person im Evangelium: ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen ist. Wie auch immer wir uns heute diesen unreinen Geist vorstellen können und wollen, auf jeden Fall scheint der Geist diesen Mann zu fesseln. Dieser Mann ist unfrei, er wird beherrscht vom Bösen. Aber der unreine Geist wird provoziert von der Gegenwart Jesu. Er meldet sich zu Wort. Und Jesus befreit den Mann von seinem unreinen Geist. Er braucht dafür nicht viele Worte, ein kurzer Befehl und die Fesseln des unreinen Geistes sind gelöst. Wieder sind es nicht die vielen Worte, die Jesus spricht. Es ist seine Vollmacht, seine Autorität, die Dinge in Bewegung setzt.

Es gibt Menschen, die lesen und hören viele Worte Jesu. Aber die Worte allein bringen nichts in Bewegung. Sie bleiben kraftlos. Der Funke springt nicht über. Wie ist das bei mir? Wenn es gar nicht so sehr die vielen Worte sind, die am Anfang des Wirkens Jesu entscheidend waren, sondern vielmehr er selbst, wie übersetzt sich das in meinen Glauben und in meine Beziehung zu Gott? Sind es bloß die Worte Jesu, die mich ansprechen, oder sind es auch seine Person und seine Autorität, die mich betreffen und berühren? Bleibt Jesus eine Person der Geschichte, die mich bloß über tote Worte erreicht? Oder nehme ich seine Gegenwart wahr in meinem Leben, sodass es lebendige Worte werden? Und was provoziert seine Gegenwart in mir? Ablehnung? Gleichgültigkeit? Zustimmung?

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