19.02.2016

Mit Glanz in den Augen!

Wer sich von Gott angeschaut weiß, kann andere mit den Augen Gottes anschauen. Foto: like.eis.in.the.sunshine / photocase

Beten als Begegnung mit Gott will und wird uns positiv verändern.

Kennen Sie das auch? Da haben Sie einen Text der Bibel schon zigmal gehört oder gelesen. Und dann fällt Ihnen plötzlich etwas auf, was zuvor belanglos erschien.

So ist es mir jetzt ergangen, als ich für diesen Sonntag die Erzählung von der Verklärung Jesu genauer in den Blick nahm. Ich sah, dass es im lukanischen Text einen interessanten Einschub gibt, im Unterschied zu den beiden anderen Synoptikern Matthäus und Markus. Er lautet: „Und während er (Jesus) betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes …“ (9,29).

Das machte mich neugierig. Ich wollte herausfinden, ob der Hinweis auf den betenden Jesus auch an weiteren Stellen nur bei Lukas vorkommt. Meine Vermutung sollte bestätigt werden. Einige Beispiele sollen verdeutlichen, wie wichtig das Gebet für Jesus in besonderen Situationen gewesen ist. Das kann, das sollte für uns als Menschen in seiner Nachfolge beispielhaft sein!

Taufe Jesu: „Und während er betete, öffnete sich der Himmel“ (Lk 3,21). Beten wie Jesus, heißt das nicht: Sich der Gegenwart Gottes gewiss sein; schweigend und hörend seine Nähe verspüren und warten, bis der Himmel sich öffnet und Gott zu uns spricht?

Vor der Wahl der 12 Apostel: „In diesen Tagen ging er auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel“ (Lk 6,12). Beten wie Jesus, das könnte heißen: Vor wichtigen Entscheidungen und Herausforderungen „sich auf einen Berg zurückziehen“; sich von Gott Rat und Mut zusprechen lassen. Wer weiß, ob uns nicht das eine oder andere Licht eher aufgehen würde!

Messiasbekenntnis des Petrus: „Jesus betete einmal in der Einsamkeit und die Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: „Für wen halten mich die Leute …?“ (Lk 9,18). Beten wie Jesus, nicht allein: Mit anderen zusammen beten, wäre das nicht ein guter Weg, miteinander vertraut zu werden und zu wissen, wer der / die andere wirklich ist, vor allem mit den Augen Gottes gesehen?

Am Kreuz: „Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23,34). Und: „Und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk 23,46).

Not lehrt beten, sagt man. Ja, es ist ein Geschenk des Glaubens, in not- und leidvollen Situationen sich ganz Gott anvertrauen zu können und sogar für die zu beten, die uns Leid zufügen. Kennen auch wir solche Erfahrungen mit dem Gebet?

Verklärung Jesu: „Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes …“ Welch eine Tabor-Erfahrung wäre das, wenn Beten uns so sehr verändert, dass unsere Augen zu strahlen beginnen! Haben wir uns doch wie Jesus von Gott anschauen, von seinem Blick erreichen lassen! Papst Franziskus sagt: „Auf Gottes Angesicht schauen, aber vor allem … sich angeschaut fühlen … Der Herr schaut uns an … Wir meinen, wir müssten beten, sprechen, sprechen, sprechen … Nein! Lass dich vom Herrn anschauen. Wenn er uns anschaut, gibt er uns Kraft.“

Welch ein Erlebnis für uns wäre das und ein Zeugnis des Glaubens gegenüber anderen, wenn nach einem Gebet oder Gottesdienst unsere Augen vor Freude glänzen und strahlen würden! Gott selbst würden wir ausstrahlen!

Msgr. Alois Schröder

ist Pastor am Hohen Dom zu Paderborn

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