Mit Jesus auf dem Rücksitz
Freikirchen und katholische Kirche im Gespräch: Präses Frank Uphoff (l.), Präses Ansgar Hörsting (M.) und Bischof Gerhard Feige (r.) diskutierten über den Heiligen Geist. Dr. Burkhard Neumann (2.v.l.) vom Möhler-Institut und Pastor Jürgen Stolze (2.v.r.) von der Evangelisch-Methodistischen Kirche moderierten. Foto: Wiedenhaus
Paderborn. Führung durch den Heiligen Geist – bei allen Unterschieden zwischen den einzelnen christlichen Kirchen verbindet sie dieses Element über alle Grenzen hinweg: Sie alle vertrauen darauf, dass der Heilige Geist ihnen den Weg weist. Doch wie sieht das ganz konkret aus – speziell für jemanden in leitender Funktion
von Andreas Wiedenhaus
„Das Sagen hat der Geist!?“ war ein Podiumsgespräch des Paderborner Johann-Adam-Möhler-Institus für Ökumenik überschrieben, bei dem es genau um diese Frage ging. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, innerhalb der Bischofskonferenz für Fragen der Ökumene zuständig, diskutierte mit dem stellvertretenden Präses Frank Uphoff vom Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden und mit Präses Ansgar Hörsting vom Bund Freier evangelischer Gemeinden.
Basisdemokratisch
„Jesus sitzt beim Autofahren hinter mir!“ Der Satz, mit dem Präses Hörsting in die Diskussion einstieg, klang im ersten Moment ungewöhnlich, war aber nicht weit entfernt von der Aussage Bischof Feiges, dass es neben klassischen Elementen wie Eucharistie, Stundengebet oder Exerzitien auch viele andere Möglichkeiten gebe, um in sich zu gehen und zu fragen, was der Heilige Geist uns sagen will: „Er kann auch durch äußere Umstände wirken!“
Dabei verwies der Bischof auf den Synodalen Weg: „Wenn eine reformbedürftige Institution in Unruhe versetzt wird, dann kommt der Impuls dazu ganz klar von außen!“ Auch müsse man sich darüber im Klaren sein, dass solche Aufbruchsbewegungen nie „wirklich begeistert“ begrüßt würden. Bischof Feige: „Für den Synodalen Weg gibt es ausdrücklich Geistliche Begleiter, damit wir uns da nicht in Strukturdebatten verlieren!“
Dass es wichtig ist, sensibel zu sein – im Gebet genauso wie im Alltag –, machte Frank Uphoff deutlich: „In unserer Kirche erleben wir permanent, dass Menschen solche Impulse erhalten und zum Beispiel im Gottesdienst davon berichten!“
Allerdings, so Uphoff, müsse dabei immer die entscheidende Frage gestellt werden: „Ist dieses Wort von Gott oder nicht?“ Etwas ungeprüft zu übernehmen, sei nicht sinnvoll: „Geistliche Leitung darf nie unreflektiert geschehen.“ Der Austausch mit anderen Leitungsteams ist für ihn deshalb grundlegend. Bei zu viel Euphorie müsse man, so Uphoff, auch sagen können: „Mach mal langsam!“
Basisdemokratisch oder hierarchisch: Bei der Frage nach dem Leitungsprinzip wurden die grundsätzlichen Unterschiede deutlich. Präses Hörsting, betonte, dass der Glaube des Einzelnen in den Freikirchen im Mittelpunkt stehe. „Wir haben nicht nur einen Papst, wir haben tausend Päpste“, sagte er und sprach von einem „großen systemischen Unterschied“, weil die katholische Kirche die Gruppe der Priester so heraushebe. Das freikirchliche Prinzip berge aber auch die Gefahr einer Aufsplitterung, gab er zu. Ähnlich äußerte sich Uphoff für die Pfingstgemeinden: „Der Ruf nach stärkerer Leitung und apostolischer Autorität wird in unseren Kreisen wieder lauter.“
Männerdominiert
„Wir berühren uns in vielen Punkten“, stellte Bischof Feige mit Blick auf die Freikirchen fest, bei denen die große Selbstständigkeit der einzelnen viel Raum für Bewegung und Erneuerung biete. Entgegen vielen Vorurteilen definiere sich die katholische Kirche aber schon länger nicht mehr ausschließlich über die Hierarchie. Vielmehr spiele auch das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen eine wichtige Rolle für das Selbstverständnis.
Auf ein weiteres verbindendes Element machte eine Zuhörerin aufmerksam. Die Freikirchen, stellte sie fest, seien genauso von Männern dominiert wie die katholische Kirche. Dabei müssten sie es zwingend gar nicht sein.
Die Podiumsdiskussion war Teil eines Symposions von Vertretern der katholischen Kirche und der Vereinigung Evangelischer Freikirchen. Der Austausch unter Theologen am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik fand zum zehnten Mal statt. Er soll zu einer Annäherung beider Seiten beitragen.