Mitfühlend und aufgeschlossen
Empathisch geht Angelo auf die Bewohner des Franziskaner-Hofes in Attendorn zu. Foto: Sander-Graetz
Attendorn. Angelo Anton-Julian ist stolz. Der 21-Jährige hat es geschafft. Er ist jetzt Betreuungsassistent. Seine Ausbildung hat er mit Bravour bestanden und einen Arbeitsvertrag mit dem Senioren- und Pflegeheim Franziskaner-Hof abgeschlossen. Ermöglicht wurde ihm diese Arbeit mithilfe von Sina Neuhaus und Günter Rotthoff, Integrationsassistenten der Abteilung eXtern in den Werthmann-Werkstätten, die am Samstag, 23. Juni, in Dünschede ihr zehnjähriges Bestehen feiert.
von Barbara Sander-Graetz
Nach seiner Schulausbildung kommt Angelo Anton-Julian 2015 in die berufliche Bildung der Werthmann-Werkstätten. Die Bundesagentur für Arbeit hat ihn hierher vermittelt. Im Rahmen des Eingangsverfahrens absolvierte er mehrere Praktika, erprobte sich in der Schreinerei oder auch im Bereich Garten- und Landschaftspflege. Doch der 21-Jährige möchte lieber mit Menschen im sozialen Bereich arbeiten. Die Integrationsassistenten nehmen Kontakt mit dem Franziskaner-Hof auf. Während seines Praktikums dort wird allen Beteiligten schnell klar, dass dieser Arbeitsbereich der richtige ist für den jungen Attendorner mit Wurzeln in Sri Lanka.
Um zukünftig in diesem Bereich zu arbeiten, strebt Angelo schließlich eine Qualifizierung an. Er macht die Ausbildung zum Betreuungsassistenten. Zu seinen Aufgaben gehört die Alltagsbegleitung von demenziell veränderten Menschen. Den praktischen Teil der Ausbildung absolviert er im Franziskaner-Hof. Die Theorie erlernte er bei IN VIA in Olpe. Hier ist Integrationsassistentin Sina Neuhaus immer an seiner Seite. Angelo ist der erste männliche Teilnehmer im Qualifizierungskurs. Er lernt vieles über Demenz, die Strukturen in einem Seniorenheim, Kommunikation, Validation, Hygiene, Erste Hilfe und auch Rechtskunde. Alles Erlernte kann er im praktischen Teil umsetzen. Als Abschlussaufgabe gestaltet er für die männlichen Bewohner im Franziskaner-Hof einen „Männerstammtisch“. Es gibt Hot Dogs, Würstchen, ein kühles Bier und viel zu erzählen.
„Dieses Angebot ist so gut angenommen worden, dass wir es gern regelmäßig anbieten möchten“, erklärt der Einrichtungsleiter des Franziskaner-Hofes, Thomas Ludwig. Auch Anja Neuhaus, Pädagogische Fachkraft vom Sozialen Dienst des Franziskaner-Hofes ist von Angelo Anton-Julian begeistert: „Er ist eine Bereicherung für das gesamte Team. Es ist angenehm, mit ihm zu arbeiten.“ Thomas Ludwig ergänzt: „Er hat in der Zeit, die er bei uns ist, eine kontinuierliche Entwicklung seiner Persönlichkeit gemacht. Er ist den Bewohnern gegenüber sehr empathisch und auch die nonverbale Kommunikation beherrscht er vorbildlich.“ 49 Bewohner, darunter sechs Wachkomapatienten der Phase F leben im Franziskaner-Hof, der im 13. Jahr im Herzen von Attendorn beheimatet ist.
Angelo und die Integrationsassistenten freuen sich über so viel positives Feedback. „Die Arbeit hier macht mir viel Spaß und ich komme jeden Tag gern hierher“, strahlt Angelo Anton-Julian. „Irgendwann möchte ich auch eine eigene Wohnung haben und den Führerschein machen.“ Die Arbeit stärkt auch sein Selbstbewusstsein und lässt ihn neue Ziele ins Auge fassen.
Für Günter Rotthoff und Sina Neuhaus ist der 21-Jährige eine weitere Erfolgsgeschichte in der zehnjährigen Geschichte der Abteilung eXtern mit ihren betriebsintegrierten Arbeitsplätzen. 33 Menschen mit Behinderung haben hier derzeit ein Beschäftigungsverhältnis außerhalb der Werkstätten. Der Arbeitgeber entrichtet dabei eine Dienstleistungspauschale an die Werkstatt, die wiederum den Beschäftigten einen Lohn bezahlt. Die Menschen mit Behinderungen arbeiten zwar im Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes, sie bleiben aber weiterhin Beschäftigte der Werkstatt. Betriebsintegrierte Arbeitsplätze bieten ein hohes Maß an Inklusion und können sowohl unbefristet als auch befristet sein. „Für unsere Beschäftigten, die trotz ihrer Einschränkungen einen betriebsintegrierten Arbeitsplatz haben, ist das eine enorme Steigerung des Selbstwertgefühls. Allein dafür lohnt sich die Mühe und der Aufwand“, so Günter Rotthoff.