Nach langer Flucht angekommen
Für Said Khudida Rashu und Ehefrau Goly Murad Alias beginnt in Bad Sassendorf ein neues Leben. Dabei helfen Iris Rosenthal und Monika Kobbé. Foto: Caritas
Bad Sassendorf. Bei der Unterbringung von Flüchtlingen gibt es oft Unsicherheiten. Ein Musterbeispiel für gelungene Integration gibt es rund um eine irakischstämmige Familie – Dank des Caritas-Projekts ,,Shalom – Salam“, des Bürgerrings Eickelborn und vieler hilfsbereiter Menschen.
Im Herzen von Bad Sassendorf wurde ein Projekt realisiert, dass dank guter Zusammenarbeit ein Musterbeispiel ist. Am ersten Wochenende im Juli wurde für Said Khudida Rashu und seine Ehefrau Goly Murad Alias ein Traum wahr: Die eigene Wohnung. Im Jahr 2014 flüchtete der Polizist mit seiner zehnköpfigen Familie jesidischen Glaubens aus dem Irak in die Türkei.
Nach einem Jahr in einem Flüchtlingslager machten sie sich wieder auf den Weg und kamen im Dezember 2015 in der Lippstädter Notunterkunft an. Dann ging es weiter nach Eickelborn ins Haus 37. Monika Kobbé vom Bürgerring Eickelborn ist dort ehrenamtliche Hauspatin: „Im Februar 2016 hat die Familie den Aufenthaltstitel bekommen, von da an haben wir händeringend eine Wohnung gesucht“.
Am liebsten wäre die Familie in Eickelborn geblieben. Aber die Größe der Wohnung sei eben entscheidend. Dann habe sie erfahren, dass es bei der Caritas das Projekt „Shalom – Salam“ gibt. Da waren es schon zwei, die sich der Wohnraumsuche annahmen.
Kobbé, die sich intensiv umhörte und die Familie auf das Leben in Deutschland vorbereitete und Iris Rosenthal. Die Caritas-Mitarbeiterin ist für die Vermittlung von privatem Wohnraum an Flüchtlinge zuständig. Schließlich wurde in Bad Sassendorf ein ganzes Haus angeboten, 160 Quadratmeter groß, mit Garten und ideal zu erreichen. „Wir wollten gern an eine Familie mit Kindern vermieten, dafür ist das Haus ideal“, erklärt der Vermieter. Durch einen Zeitungsbericht sei er auf das Projekt der Caritas aufmerksam geworden. Er habe sich erkundigt und Rosenthal sah sich vor Ort um. Sie erkannte das Potenzial, fand Größe und Miete angemessen und sicherte dem Vermieter zu: „Da wird was draus.“ Sie kümmerte sich beim Jobcenter darum, dass der erwünschte Mietvertrag zustande kommt.
Währenddessen fuhr Monika Kobbé mit Eltern und den zwei ältesten Söhnen, die schon gut Deutsch können, nach Bad Sassendorf und stellte den Ort mit seiner Infrastruktur vor. Danach ging es zur Hausbesichtigung. Die Vertragsunterzeichnung zwischen Mieter und Vermieter folgte und am 24. Juni wurden die Schlüssel übergeben. Räume wurden gestrichen, die Schlafzimmer eingerichtet, die Küchenzeile installiert.
Die ehrenamtlichen Betreuer des Bürgerrings hatten gut vorgesorgt: „Einige Teile haben wir gekauft, andere wurden gespendet.“ Das ging alles rasch über die Bühne. So rasch, dass die Familie in der Nacht zum 3. Juli erstmals in der eigenen Wohnung schlief. Als das Licht aus den Fenstern schimmerte, wussten die Nachbarn längst Bescheid über die Neuankömmlinge in ihrer Straße. Monika Kobbé erzählt, warum: „Der Vermieter hatte noch vor dem Einzug die Nachbarn zu einem Treffen eingeladen, damit sie die Flüchtlingsfamilie kennenlernen“. Das fand sie sehr gut.
Zwei Nachbarn haben bereits ihre Unterstützung beim Eingewöhnen zugesagt. „Die Nachbarschaft ist offen für die neuen Mieter und sehr hilfsbereit. Alle haben guten Willen, das ist die beste Basis“, so Kobbé. Jetzt muss sich die Familie einleben. Auch da ist Kobbé zuversichtlich: Sie wird Kontakt zur Familie halten. Wenn etwas zu klären ist, wird sie durch die Söhne telefonisch verständigt. Als nächstes müssen die Kinder in den Schulen angemeldet werden.
Der älteste Sohn macht einen Integrationskurs in Lippstadt. Monika Kobbé kümmert sie sich um Sprachkurse für die Eltern. Mit der Frauenhilfe Soest habe sie schon Kontakt aufgenommen. Die Eickelbornerin hat sich ein Ziel gesetzt: „Ich kümmere mich um die Familie, bis einer in der Lage ist, die Post selbstständig zu lesen.“ Auch der Vermieter ist zufrieden: „Es ist ein wichtiger Punkt, dass die Familie eine Betreuerin hat, die ihnen die deutschen Gepflogenheiten nahebringt.“ Wichtig sei auch, dass einige Familienmitglieder bereits genug Deutsch sprechen, um sich verständigen zu können. Der Kontakt wurde von der Caritas umsichtig angebahnt. Familie Khudida Rashu sei ihnen freundlich, offen und sehr interessiert begegnet. Ein ganz großer Pluspunkt: Die Patin wird weiter für die Familie sorgen.