08.04.2016

Neue Wege in der Psychiatrie

Das Team der Psychiatrie am Marienhospital Hamm könnte ein Vorreiter im Land sein. Foto: privat

Hamm. Unter psychischen Erkrankungen leiden die Betroffenen und ihre Angehörigen. Das Modell der Integrativen Psychiatrie Hamm (IPH) ist jetzt Gegenstand einer vom Land NRW geförderten Studie. Darin werden die Erfolge des Modells für die Betroffenen, ihre Angehörigen und das Personal ausgewertet.

Das NRW-Ministerium für Gesundheit gab bekannt, dass eine auf die Dauer von 20 Monaten angelegte Studie der Universität Witten-Herdecke durchgeführt wird, die den Erfolg des integrativen Modells auswertet und mit dem vorhandenen Regelsystem vergleicht. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens erklärte dazu in Düsseldorf: „Die integrative Versorgung ist mit einem veränderten Vergütungssystem verknüpft und kann bundesweit wegweisend für die Entwicklung in der psychiatrischen Behandlung sein.“ Das Modell sei ein wichtiger Schritt zu einer sektoren- und professionsübergreifenden Versorgung. Mit der wissenschaftlichen Auswertung werde eine Investition zur passgenauen, patientenorientierten Versorgung geleistet.

Das Modell der sogenannten Integrativen Psychiatrie Hamm sieht vor, dass bei einer psychiatrischen Behandlung flexibel auf die Situation und die besonderen Therapiebedürfnisse des Einzelnen eingegangen werden kann. Dabei kann das ärztliche Personal in jedem Einzelfall entscheiden, welche Behandlungsform für eine Patientin oder einen Patienten individuell geeignet ist: Stationäre oder teilstationäre Behandlung ist ebenso möglich wie die Behandlung in der vertrauten häuslichen Umgebung, das sogenannte Home Treatment, bei dem auch die Angehörigen einbezogen werden können.

Eine Kombination oder ein Wechsel der Behandlungsformen ist in der Integrativen Psychiatrie ebenfalls möglich. Jeder Betroffene hat zudem einen sogenannten „Case-Manager“, der die gesamte Behandlung durch ein multiprofessionelles Team koordiniert.

Möglich macht all dies die veränderte Vergütung: Anstelle von Tagessätzen erhält das Krankenhaus ein Gesamtbudget, das unabhängig von der Behandlungsform zur Verfügung steht. Entwickelt wurde das Konzept von Chefarzt Prof. Dr. Karl H. Beine und seinem Team am St.-Marien-Hospital Hamm. Besonders die häufigen Wiedereinweisungen von Patienten in diesem Bereich sollen so zukünftig vermieden werden.

Peter Körtling

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