Neues Leben an historischer Stätte
Ein eigens gefertigter Sarkophag mit den Gebeinen des Klostergründers wurde mitten im Kapitelsaal des ehemaligen Klosters Wedinghausen in die ursprüngliche Grablege eingelassen.
Arnsberg (pdp). Mitten im früheren Kapitelsaal des ehemaligen Klosters Wedinghausen in Arnsberg wird die Beziehung von Geschichte und Gegenwart sichtbar: Glasabdeckungen über der eindrucksvoll verzierten Grablege des Klostergründers aus dem Jahr 1200 gewähren einen Einblick in die Ursprünge des Klosters. Gleichzeitig ist neues Leben in das ehrwürdige Kloster eingezogen: Die aus Brasilien stammende Gemeinschaft Shalom hat hier seit Ende 2020 ein neues Zuhause.
Durch die Beisetzung der sterblichen Überreste des Klostergründers wurde ein wichtiges Kapitel im Erzbistum Paderborn fortgeschrieben, da das frühere geistliche (Kloster-)Zentrum jetzt unter veränderten Vorzeichen seine Bestimmung zurückgewinnt: Nach umfangreichen Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen im Ostflügel bringt die Gemeinschaft Shalom geistliches Leben zurück ins Kloster. Durch die nun sichtbare Grablege des Klostergründers und durch die Arbeit der Gemeinschaft Shalom sei deutlich, „dass Geschichte lebendig ist und weitergeht“, sagte Propst Hubertus Böttcher, Leiter der Propsteigemeinde St.Laurentius in Arnsberg, bei der Beisetzung der sterblichen Überreste des Klostergründers im früheren Kapitelsaal.
In einer eigenen Zeremonie wurden die sterblichen Überreste des Klostergründers nach einem kurzen Gottesdienst in der Arnsberger Propsteikirche in einem speziell gefertigten Sarkophag am ursprünglichen Begräbnisort inmitten des ehemaligen Kapitelsaales von Propst Böttcher wieder beigesetzt. Die Grablege wurde dann mit einer Glasplatte abgedeckt.
Ein Weg der Gnade
Mitten im früheren Kapitelsaal des ehemaligen Klosters Wedinghausen war im Rahmen von Umbaumaßnahmen und archäologischen Grabungen die Grablege des Klostergründers, das sogenannte Grafengrab, gefunden worden. Die Grabanlage soll laut einer archivalischen Überlieferung die Gebeine des Klostergründers HeinrichI. (1128–1200), die seines Sohnes HeinrichII. und dessen Gemahlin Ermengardis beherbergen. An der Fundstelle wurde ein kleiner Sarkophag mit den gefundenen Gebeinen eingelassen und über die ganze Grabanlage eine Glasabdeckung aufgebracht. Sie ermöglicht es Interessierten, die besondere Grablege zu sehen: Das Grab ist nicht nur mit Ornamenten und gotischen Rankenmalereien verziert, sondern auch mit figürlichen Wandmalereien in verschiedenen Farben.
Propst Hubertus Böttcher erklärt im Blick auf die Gemeinschaft Shalom, die seit 2020 im alten Kloster ein geistliches Leben führt, er sei sehr dankbar, dass junge Menschen aus Brasilien dem Ruf Gottes folgen und die von den Prämonstratenser-Chorherren begonnene Geschichte im ehemaligen Kloster Wedinghausen fortschreiben. „Alte und neue Geschichte verbinden sich, es ist ein Weg der Gnade Gottes mit uns.“ So wie die Patres und Brüder des Prämonstratenser-Ordens im Klosterleben ihren Weg der Nachfolge Jesu über viele Jahrhunderte gegangen seien, so würden jetzt die Mitglieder der Shalom-Bewegung dem Evangelium in der aktuellen Zeit ihr Gesicht schenken. „Menschen haben sich vor langer Zeit auf den Weg gemacht, um das Kloster Wedinghausen zu bauen, um ihren Glauben zu leben. Es ist gut, dass junge Menschen sich ebenfalls auf den Weg gemacht haben, um hier ihren Glauben zu leben“, sagte Propst Böttcher.
Seit 2015 leben Mitglieder der Shalom-Bewegung in Arnsberg. Die Lebensgemeinschaft im Ostflügel des ehemaligen Klosters Wedinghausen wird aktuell von sieben Mitgliedern der von Brasilien ausgehenden Bewegung getragen. Die charismatische Glaubensgemeinschaft möchte insbesondere junge Menschen für die Frohe Botschaft Jesu Christi begeistern. Vielfältig fördert die Gemeinschaft in Arnsberg Begegnung und Austausch und möchte so Zeichen des Evangeliums sein. Die Gemeinschaft betreibt in einem Gebäude der Propsteigemeinde ein Begegnungscafé und unterstützt die pastorale Arbeit der Gemeinden des pastoralen Raumes sowie des Erzbistums Paderborn, beispielsweise durch Firmkurse für Jugendliche.
Seit 2015 sind Andreza Henriqueta dos S. Alves und Julieta Morais Santana in Arnsberg. „Unsere Gemeinschaft ist kontemplativ und aktiv, wir möchten aus unserer eigenen Glaubenserfahrung heraus Jugendliche für das Evangelium gewinnen“, beschreibt Andreza die Arbeit der Shalom-Bewegung. Es sei eine Ehre für die aktuellen Mitglieder der Gemeinschaft, im ehemaligen Kloster Wedinghausen zu leben und auf dem Fundament der Prämonstratenser zu stehen: „So wie die Prämonstratenser kontemplativ und missionarisch waren, so pflegen auch wir diesen Lebensstil.“ Durch das Leben im ehemaligen Kloster seien die Vorgänger stets präsent, so Andreza. Das bedeute für die Gemeinschaft auch, nicht allein zu sein, sondern eine Heimat gefunden zu haben, für das Leben und das Gebet. „Die Menschen hier haben uns aufgenommen und angenommen. Unsere Herzen sind weit geöffnet für die Menschen, und wir beten für sie.“
Ein gelebter Traum
Auch Dr.Bettina Heine-Hippler von der LWL-Denkmalpflege betonte die Verbindung von Geschichte und Zukunft, die im ehemaligen Kloster sichtbar und erfahrbar sei. „Dieses Projekt begleiten zu dürfen, gehört zu den größten Freuden für mich. Was wir hier an Geschichte zutage gebracht haben, ist beeindruckend. Es zeigt, wo wir herkommen.“ Dr.Heine-Hippler unterstrich: „Die 700-jährige Glaubensgeschichte der Prämonstratenser und der Pfarrgemeinde geht jetzt mit der Shalom-Gemeinschaft weiter. Der Glaube ist das Tragende.“ Überall seien im ehemaligen Kloster Wedinghausen Spuren derer zu finden, die einst hier gelebt und geglaubt haben. Diese seien jetzt sichtbar und werden von der Shalom-Gemeinschaft glaubend in die Zukunft geführt. „Für mich geht hier ein Traum in Erfüllung“, sagte Dr.Bettina Heine-Hippler.
Das Erzbistum Paderborn hatte die Shalom-Bewegung, die in Brasilien und 36 weiteren Ländern der Welt sehr erfolgreich ihren Weg geht, eingeladen, auch in Arnsberg im ehemaligen Prämonstratenser-Kloster Wedinghausen einen Aufbruch zu wagen. „Die Mitglieder haben ihre Heimat und Kultur verlassen, um dem Ruf des Evangeliums zu folgen, so wie vor 800 Jahren der Mönch Richard, der seine Heimat in England verließ, um hier als Zeuge des Glaubens zu leben“, hatte Generalvikar Hardt im September 2017 bei der Grundsteinlegung im Ostflügel gesagt.
Info
Die katholische Gemeinschaft Shalom ist vom Heiligen Stuhl als „Internationale Private Vereinigung von Gläubigen“ anerkannt. Die Mitglieder der Gemeinschaft vollziehen in ihrem spirituellen, gemeinschaftlichen und apostolischen Leben eine besondere Lebensweihe. Das Hauptziel von Shalom ist die Evangelisierung: Die missionarischen Mitglieder sind dazu gerufen, in der Kirche, Jünger und Träger des Friedens zu sein, den Frieden, der Jesus selbst ist, zu leben, anzunehmen und der Welt zu verkünden.
Die Gemeinschaft besteht aus Menschen, die in unterschiedlichen Lebensformen leben: Zölibatäre, missionarische Familien und Priester. Die Mitglieder der Shalom-Bewegung folgen einer Berufung zur Kontemplation, Einheit und Evangelisierung. Sie stellen sich in den Dienst an der Kirche und der Menschheit.