Nicht vom Brot allein
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In Paderborn ist neulich eine Bäckersfrau gestorben. Das ist an sich keine Meldung für den DOM, aber es gibt nun mal Ereignisse, an denen einem manches klar wird. Und dieses ist ein solches.
von Claudia Auffenberg
Die Bäckersfrau war das Gesicht einer Institution im Stadtviertel. Seit Generationen haben Kinder ihr Taschengeld dorthin getragen, um einen dieser kleinen roten Lollis zu kaufen oder ein Milchbrötchen. Und samstagmorgens heißt es Schlange stehen, aber das ist nicht schlimm. Denn irgendwen in der Schlange kennt man und so kann man die Zeit für einen kleinen Schwatz nutzen. Manchmal ist die Wartezeit fast zu kurz. Jedenfalls: Wann immer man dorthin kam, die Bäckersfrau war verlässlich dort anzutreffen.
Könnte bzw. müsste dies nicht ein Modell für die Kirche sein? Geschmeidig organisierte zentrale Pfarrbüros sind sicher eine gute Sache, aber sie bieten nicht das, worauf es ankommt: Nähe – räumliche und menschliche. Das letzte Abendmahl war eine Runde von Vertrauten, die in den vorangegangenen Monaten manches miteinander erlebt hatten. Die sich sehr gut kannten, die umeinander wussten. Im Evangelium selbst verspricht Jesus, dass er mitten unter uns sei, wenn nur zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. In der Lukas-Version der Brotvermehrung ordnet er an, die 5 000 Männer sollen sich in Gruppen zu 50 lagern. Und schon im Ersten Testament, im Buch Exodus, rät Jitro seinem Schwiegersohn Mose, Richter einzusetzen. Denn allein für die Masse Recht zu sprechen, so wie Mose es praktiziert, sei nicht gut. „So richtest du dich selbst zugrunde und auch das Volk, das bei dir ist“, sagt er. Der Religionspädagoge Albert Biesinger, der Doyen der Kommunionvorbereitung, schrieb dieser Tage in der Herder-Korrespondenz, er als Theologe und Vater wolle nicht, „dass den künftigen Generationen die Gottesberührung aufgrund von fehlender gemeindlicher Nähe und immer weniger überschaubaren Gemeinden noch schwieriger gemacht wird.“
Der Mensch, und das lehrte einen nun ausgerechnet die Bäckersfrau, lebt eben nicht vom Brot allein.