Pädagoge des Herrn
Don Bosco auf einem Foto von 1885. Die Kirche feiert ihn am 31. Januar.Foto: Salesianer Don Boscos / bearb: CA
Das 19. Jahrhundert war von großen und dramatischen Umwälzungen geprägt: Die Industrialisierung veränderte das Sozialwesen grundlegend, die Demokratie musste bitter erkämpft werden und die Kirche manövrierte sich dank ihres Misstrauens gegenüber der Aufklärung selbst ins Abseits. Und doch war diese Zeit aus katholischer Seite eine sehr kreative.
von Claudia Auffenberg
Große Figuren der Kirchengeschichte kommen aus diesem Jahrhundert: Pauline von Mallinckrodt, Adolph Kolping, Peter Friedhofen und: Johannes Bosco, der mit den Spatzen.
Sie alle reagierten auf die sehr konkreten Nöte der Menschen ihrer Zeit. Dafür waren sie sensibel, weil sie selbst davon betroffen waren. Adolph Kolping kannte das Leid der Wandergesellen, weil er selbst einer war, Johannes Bosco, sein italienischer Bruder im Geiste, kannte die Nöte der verwahrlosten Jungen, weil er selbst Halbweise war und unter ärmlichen Verhältnissen ums Dasein ringen musste. Wie Kolping war auch Bosco davon überzeugt, dass der Mensch als Kind Gottes die Idee des Guten in sich trug, der es den Weg zu bahnen galt. Er gilt als ein Vordenker der Präventionspädagogik.
Geboren wurde er 1815 in der Nähe Turins, mit zwei Jahren wurde er Halbwaise, die Familie geriet in Not. Schon früh wollte er Priester werden, mit großen Mühen gelang ihm der Eintritt ins Priesterseminar, 1841 empfing er die Weihe. Die Legende erzählt, dass er mit neun Jahren eine Vision hatte, die sein priesterliches und pädagogisches Wirken prägen sollte. Er sah eine Gruppe Straßenkinder, die sich wüst prügelten. Er wollte sich ins Getümmel stürzen, doch ein vornehmer Mann erschien ihm und sagte ihm: Stell dich an die Spitze der Jungen. Nicht mit Schlägen, sondern mit Milde, Güte und Liebe musst du dir diese zu Freunden gewinnen.“
Diese Linie ist gewissermaßen das Programm des Johannes Bosco, der wie in Italien üblich, als Priester von allen Don Bosco genannt wurde. In Turin gründete er eine Tagesstätte für Schüler, das „Oratorium“, und im weiteren Verlauf mehrere Gemeinschaften, etwa die heutigen Salesianer Don Boscos oder die Don-Bosco-Schwestern. Bis heute arbeiten weltweit Menschen im Sinne Don Boscos, im Sinne der Präventionspädagogik. Er selbst hat diese in einem Satz zusammengefasst: „Die Jugendlichen in die Unmöglichkeit versetzen, Fehltritte zu begehen.“ Dieses System, so Bosco, stütze sich auf Vernunft, Religion und liebevolles Wesen. „Deshalb schließt es jede gewaltsame Züchtigung aus und sucht auch leichtere Strafen fernzuhalten.“
Don Bosco, der ein stets gut gelaunter Mann gewesen sein soll, starb 1888 in Turin, 1929 wurde er selig-, fünf Jahre später heiliggesprochen. Das berühmte Zitat, das wir alle in unseren Poesiealben haben, ist einer seiner Leitsätze fürs Leben: Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ Könnte auch heute noch ein schönes Pastoralkonzept sein.