Pfarrkirche St. Landolinus – Wieder sicher vor Wind und Wetter
Seit dem Sommer war die Kirche St. Landolinus eingerüstet. Jetzt nähern sich die Arbeiten dem Ende. (Foto: Flüter)
Die Pfarrkirche St. Landolinus ist eine der ältesten und herausragenden Kirchen im Lipperaum. Die denkmalgeschützte Kirche gilt als „Mutterkirche des Delbrücker Landes“. Seit Sommer vergangenen Jahres wurden das Kirchendach und die Turmspitze aufwendig erneuert.
Delbrück-Boke (flü). 35 Jahre nach der letzten Außenrenovierung waren die Arbeiten an der Pfarrkirche St. Landolinus dringend notwendig. Das Schieferdach war vor 61 Jahren das letzte Mal eingedeckt worden. Entsprechend war der Zustand der Schieferabdeckung. Viele Platten waren beschädigt oder fehlten ganz, Nägel waren durchgerostet.
Schieferdächer sind immer noch größtenteils reine Handarbeit. Die Dachdecker mussten, nachdem sie die alten Platten abgenommen hatten, jede neue Schieferplatte auf die notwendige Größe anpassen. Anders als beim Vorgängerdach kam der Schiefer nicht mehr aus dem Sauerland, sondern aus Spanien. Dieses Material weist einen niedrigeren Kalkanteil auf und hat deshalb eine längere Lebensdauer.
Wetterhahn durch einen Nachfolger ersetzt
Auch der Dachstuhl der Pfarrkirche wurde kontrolliert, gab aber keinen Grund zur Beanstandung, nur die Regenrinnen wurden erneuert. Anders war die Sache bei der Turmspitze, die den massiven Westturm – den ältesten Teil der Kirche – krönt. Dort war auch die Holzkonstruktion erneuerungsbedürftig. Der alte Wetterhahn wurde durch einen Nachfolger ersetzt, der sich nun in luftiger Höhe mit dem Wind dreht und zudem wurden die kostbaren, aus mundgeblasenem Glas bestehenden Kirchenfenster gereinigt. Die Handwerker entrosteten die Eisenkonstruktionen der Fenster und überprüften die Verkittungen der Glasscheiben. Die Kirchentür erhielt einen elektrischen Türöffner, Blitzschutzarbeiten wurden vorgenommen. Nach dem Abbau der Gerüste soll auch der Kirchhof rund um St. Landolinus instand gesetzt werden.
Pfarrkirche St. Landolinus vor 800 Jahren gebaut
St. Landolinus wurde vor 800 Jahren aus Bruchstein errichtet. Das ist den Bokern wichtig. Bei der letzten Außenrenovierung hatte die Gemeinde darauf bestanden, dass die Kirche nicht verputzt, sondern steinsichtig erhalten bleibt.
Erst vor vergleichsweise kurzer Zeit, 1890, wurde das Kirchenschiff um einen Chorraum und zwei Seitenschiffe erweitert. Typisch für den romanischen Baustil in Westfalen sind die Doppelsäulen, die im Wechsel mit Pfeilern die Konstruktion des Kirchenschiffes tragen. Auf die Entstehungszeit verweisen auch Wand- und Gewölbemalereien, die 1961 entdeckt und freigelegt wurden. Die Schmuckfläche über dem Südportal – das Tympanon – weist ebenfalls historische Malereireste auf.
Ihren Namen hat die Kirche nach dem heiligen Landolinus, dessen Gebeine 836 gemeinsam mit denen des heiligen Liborius aus Frankreich ins Westfälische kamen. 1101 entstand am Ort der heutigen Kirche ein Kloster. Als es schon bald verlegt wurde, ließen die Benediktiner in Boke nur den Arm des Heiligen zurück – so will es die Legende. Die Reliquien lagern in einem goldenen Schrein, der in der Kirche ausgestellt ist.
Renovierung der Pfarrkirche kostet 700.000 Euro
Die Pfarrkirche St. Landolinus steht angesichts ihrer langen Geschichte unter Denkmalschutz. Die Kosten für die Renovierung belaufen sich auf etwa 700.000 Euro. Zehn Prozent der Bausumme trägt die Kirchengemeinde Boke aus Spenden und Rücklagen, den Rest das Erzbistum Paderborn. „Wir haben darauf geachtet, überwiegend heimische Firmen mit den Arbeiten zu beauftragen“, sagt Hubert Schäfermeyer, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes.
Mancher Boker hat sich in den vergangenen Monaten einige der alten Schieferplatten vom Schutt geholt. Auch daran wird deutlich: Die Boker schätzen ihre schöne Kirche, die jetzt für die nächsten Jahrzehnte wieder Wind und Wetter trotzen wird.
Info
Die Pfarrei Boke ist eine der ältesten Kirchengemeinden des Erzbistums. Heute gehören der Pfarrgemeinde St. Landolinus Boke die Nachbarorte Anreppen mit der Filialkirche St. Josef und Bentfeld mit der Filialkirche St. Dionysius an. Die Pfarrei zählt aktuell etwa 3.700 Katholiken.