Raus aus dem Pflegealltag
Erholung ist für pflegende Angehörige besonders wichtig. Foto: Plamper
Castrop-Rauxel. Aufatmen bei den Caritas- und Fachverbänden: Die Kliniken des Müttergenesungswerkes haben unter Beachtung der Sicherheitsregeln geöffnet und es können wieder Kurmaßnahmen bei den örtlichen Caritasverbänden beantragt werden.
Etwa zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen werden von Angehörigen oder anderen Bezugspersonen zu Hause gepflegt. Sie sind für ihre Lieben da, rund um die Uhr, jeden Tag. Die Belastung wird dabei immer wieder unterschätzt. Nicht selten sind körperliche und psychische Reaktionen, finanzielle und soziale Sorgen der pflegenden Angehörigen die Folge. Auch eigene Bedürfnisse stehen oft hinten an. Zudem kommen immer wieder neue Herausforderungen während der Corona-Pandemie auf die Pflegenden zu.
„Eine Kur kann pflegenden Angehörigen die dringend benötigte Erholung bringen und helfen, ihre Gesundheit und Pflegefähigkeit zu erhalten. Dann können diese gestärkt wieder dem Alltag begegnen“, erklärt Veronika Borghorst, Vorsitzende der AG Caritas- und Fachverbände im Kreis Recklinghausen.
Belastungsgrenzen erreicht
„Die Leute sind erschöpft“, so Borghorst weiter. „Die Belastungsgrenzen sind bei vielen erreicht.“ Vor der Corona-Pandemie konnten die Pflegebedürftigen die Tagespflege besuchen, Enkel, Nachbarn oder Ehrenamtliche unterstützten die Angehörigen. „Das fiel mit dem Beginn der Pandemie dann alles weg.“
Barbara Murawski, Kurberaterin beim Caritasverband Castrop-Rauxel, hat bereits zahlreiche Gespräche geführt und stellte fest: „Die Nachfrage nach dem Angebot des Landesprojekts ’Kur für pflegende Angehörige in NRW’ ist groß und spricht insbesondere auch ältere Menschen an, die ihren Partner oder die Partnerin pflegen.“
Was ihr auch wichtig ist, ist dass Familien mit Kinder, die einen Pflegegrad haben, ebenfalls die Kurangebote in Anspruch nehmen können. In besonderen Fällen sei es auch möglich, das zu pflegende Kind und Geschwisterkinder in die Kur mit einzubeziehen.
Ab Frühjahr 2021
„Wir sind gut vernetzt“, sagt Barbara Murawski. „Die ersten Kuren können voraussichtlich ab Frühjahr 2021 stattfinden. Die relativ lange Wartezeit ergibt sich noch aus dem Rückstau des Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie.“ Die Kosten für eine Kur übernehmen in der Regel die Krankenversicherungen.
„In allen unseren Caritas-Beratungsstellen erhalten die Pflegenden Informationen zu Fragen der Beantragung einer Kur, zur Klärung der Versorgung des pflegebedürftigen Angehörigen, zur Auswahl der Klinik und zu Fragen der Finanzierung der Kur“, betont Veronika Borghorst. Nach wie vor sei es vielen pflegenden Angehörigen nicht bekannt, dass sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine dreiwöchige stationäre Vorsorge- oder Reha-Maßnahme haben.
Die Kurberaterinnen der Caritas- und Fachverbände helfen aber nicht nur bei der Beantragung einer Kur. Sie unterstützen auch dabei, die Versorgung des Angehörigen während der Kur sicherzustellen. In einigen Kliniken besteht beispielsweise die Möglichkeit den Pflegebedürftigen mitzunehmen oder es kann ihm eine Kurzzeitpflege in einer Einrichtung in der Nähe angeboten werden.
Info
Arbeitsgemeinschaft
Weitere Information gibt es bei der Arbeitsgemeinschaft der Caritas- und Fachverbände im Kreis Recklinghausen. Ansprechpartnerin ist Veronika Borghorst. www.caritas-kreis-recklinghausen.de