„Rechter Rand“ macht Sorgen
Erzbischof Hans-Josef Becker (Mitte) traf die Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern. Links Kommendedirektor Dr. Peter Klasvogt. Foto: pdp
Dortmund (pdp). Erstmals hatte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker jetzt die Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie der Handwerkskammern (HWK) im Gebiet des Erzbistums zu einem Austausch in die Dortmunder Kommende eingeladen. Das Gespräch über die wirtschaftliche Situation in den IHK / HWK-Bezirken wurde bestimmt durch die aktuellen Herausforderungen des Zustroms von Flüchtlingen.
Er freue sich über das nach wie vor große Engagement vieler Menschen in der Flüchtlingshilfe, sagte der Erzbischof zu Beginn. „Als Kirche beteiligen wir uns mit allen Kräften. Es ist aber auch bewusst zu halten: Über eine erfolgreiche Integration wird am Ende die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt entscheiden“, meinte er.
Dem stimmten die Vertreter von IHK und Handwerkskammern zu. Zugleich dämpften sie die Erwartungen, dass dies schnell gelingen werde. Mit größeren Effekten sei frühestens in etwa fünf Jahren zu rechnen, wenn die heute jüngeren Flüchtlinge die deutsche Sprache erlernt und Ausbildungen in Deutschland abgeschlossen hätten. Der
Spracherwerb sei das Entscheidende und müsse daher intensiver als bisher gefördert werden. Darüber hinaus gelte es, jene, die bereits jetzt arbeiten könnten, schnell in Arbeit zu bringen und bürokratische Hemmnisse abzubauen.
Sorgen bereiteten den Wirtschaftsvertretern Diskussionen über Grenzkontrollen, ein „Trend zur Renationalisierung in Europa“ sowie das Erstarken rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen. All dies schade der wirtschaftlichen Entwicklung. Die europäische Wirtschaft sei auf einen freien Waren- und Dienstleistungsverkehr angewiesen.
Problematisch seien das abnehmende Vertrauen in die Eliten der Gesellschaft und in die etablierte Politik sowie eine populistische Protesthaltung. Die Kirchen, so meinten die Vertreter von IHK und Handwerkskammern, könnten dazu beitragen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Dazu gehöre es auch, offensichtliche Probleme bei der Zuwanderung und Integration anzusprechen und diese Themen nicht dem „rechten Rand“ zu überlassen.
„Die Kirchen können positive gesellschaftliche Kräfte wecken und binden“, sagte Kommendedirektor Dr. Peter Klasvogt. Die Kommende sei dafür ein geeigneter Ort. Becker dankte den Hauptgeschäftsführern für das Gespräch und freute sich über deren Bereitschaft zu einem weiteren Austausch im kommenden Jahr.