Säen, ohne zu ernten?
Manche Saat geht nicht auf, obwohl man alles bereitet hat, manche dort, wo man nicht damit rechnet. Foto: Thomas K./photocase
Wo das Wort Gottes fruchtbar wird, wächst das Reich Gottes.
von Elsbeth Bihler
Am heutigen Sonntag begegnet uns ein Evangelium, dass in keiner Katechese fehlt und häufig auf dem Ambo in einer Kirche dargestellt wird: Das Gleichnis vom Sämann.
Da scheint alles klar: Schon Jesaja vergleicht in der Lesung das Wort, das aus Gottes Mund kommt, mit dem Samen, den Gott keimen und wachsen lässt.
Jesus greift dieses Bild auf, allerdings schon mit einem realistischeren Blick: Nicht jeder Same, der geworfen wird, nicht jedes Wort, das gesprochen wird, fällt auf fruchtbaren Boden. Und jeder, der in Sachen Glaubensweitergabe unterwegs ist – ob in der Katechese, in der Gemeinde, in der Schule, in der Familie – fragt sich irgendwann und immer wieder: Wie kommt die frohe Botschaft, die ich weitergeben will, wirklich bei den Menschen an?
Wir möchten sehen, wie der Glaube wächst und gedeiht, wie es Frucht bringt – aber leider bleibt uns das meistens versagt.
„Warum schaffe ich es nicht, dass die Liebe zu Gott, zu Jesus Christus in den anderen lebendig wird, wo sie mir doch so viel bedeutet?“ Das ist eine Frage, die ich so oder ähnlich immer wieder von Priestern, GemeindereferentInnen, Großeltern, Lehrern und Lehrerinnen höre. Aber genau das ist etwas, das sich oft unserem Erkennen entzieht.
Auch wenn es schon häufig gesagt wurde, bleibt der Satz richtig: „Wir können nur säen – Gott lässt wachsen und gedeihen. Das liegt nicht in unserer Hand.“ Der Glaube, der im Herzen der Menschen verankert ist, ist nicht messbar, nicht machbar. Das entzieht sich unserer Kontrolle. Und ja, die Steine, Dornen und Wege sind in unserer schnelllebigen, multikulturellen, globalen und multireligiösen Zeit so vielfältig, dass der gute Boden oft nicht sichtbar wird.
Und hier kommt für mich die zweite Lesung ins Spiel. Paulus schreibt von der unaussprechlichen Sehnsucht nach Befreiung und Erlösung – dieser Sehnsucht, die nicht nur der oder die Einzelne, nicht nur Völker in Drangsal verspüren, sondern die ganze Schöpfung.
Ich glaube, dass es wichtig ist, diese Sehnsucht wachzuhalten. In mir selbst und bei denen, die mit mir leben – nicht nur durch Worte, durch unser Leben können wir versuchen, auf das Mehr in unserem Leben, auf Gott hinzuweisen.
Ich kann mich Paulus anschließen, der mit seiner Sehnsucht nach dem Offenbarwerden Gottes die Dinge in der Welt – in denen wir uns nur allzu gern und allzu oft verlieren – an die Stelle rückt, die ihnen zustehen – und das ist nicht der erste Platz.
Mit dem Gleichnis vom Sämann beginnt im Matthäusevangelium die Rede vom Reich Gottes. Und das ist es doch, was wir ersehnen: Den Zustand, dass Frieden und Gerechtigkeit vollendet werden, dass Krieg, Gewalt, Terror, Tod und Trauer ein Ende haben. Und wie dieses Reich Gottes noch nicht vollendet, aber doch schon da ist, so wünsche ich uns, dass wir, erfüllt vom Geist Gottes, alles geben, um diesem Reich Gottes zum Durchbruch zu verhelfen. Ja, wir warten voll Sehnsucht darauf, dass es Wirklichkeit wird. Aber wir sollten auch alles daran setzen, dass Menschen auch heute und jetzt schon erfahren können, dass dieses Reich Gottes keine Utopie ist, sondern real und gegenwärtig – unvollkommen, aber eben doch da.
Dazu wünsche ich uns allen genug Sehnsucht, Kraft und Durchhaltevermögen. Und – wenn wir auch meist nicht die Früchte unserer Arbeit ernten können – vielleicht kennen Sie ja auch diese Momente, in denen sie aufleuchten, wenn jemand sagt: „Du, damals, hast du das und das gesagt, gemacht und davon lebe ich heute noch, das hat mich, mein Leben und meinen Glauben mitgeprägt …“
Zur Autorin:
Elsbeth Bihler ist Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Schwerte.