Schule ist mehr als Mathe und Chemie
Erzbischof Becker ruft zur Nächstenliebe auf.
Paderborn (-berg). Besorgt um die Zukunft der Kinder und Jugendlichen zeigte sich Erzbischof Hans-Josef Becker angesichts der Pandemie. In einer steigenden Impfquote und flächendeckenden Testmöglichkeiten sehe er zwar einen Silberstreif am Horizont, so der Erzbischof, doch die Krise sei noch nicht vorbei. Schule habe den Kindern mehr gefehlt als Mathe und Chemie.
In der Schule geht es auch um Herzensbildung
Niemand wisse um die Folgen, die Corona neben den wirtschaftlichen über die Gesellschaft gebracht habe, etwa für die Kinder. „Ohne Schule hat den Kindern mehr gefehlt als Mathe und Chemie“, sagte der Erzbischof, der auch Schulbischof in der Bischofskonferenz ist. Wer nun dauernd von einer abgehängten Generation spreche, weil bestimmte Schulinhalte nicht ausreichend vermittelt werden konnten, habe ein mangelndes Verständnis von Bildung, sagte er. In der Schule gehe es auch um das Einüben von Miteinander und Respekt, „es geht um Herzensbildung“.
Lebenslust der Kinder neu wecken
Nach Corona gelte es besonders, die Lebenslust der Kinder neu zu wecken und zu stärken. Dies sei im Übrigen auch der Anspruch des Evangeliums: die Kleinen groß machen, den Schwachen dienen. „Unser System beruht auf der banalen Annahme, dass wir alle immer gesund und leistungsfähig sind. Deswegen tun wir uns so schwer mit den Schwachen.“ Die Krise sei daher auch ein Lackmustext für Solidarität, die sich schon in kleinen Gesten des Alltags ausdrücke: „Höflichkeit, Respekt, Wertschätzung – wer das im Kleinen nicht beherrscht, tut sich auch im Großen schwer.“
Wenn Corona einmal vorbei sei, dann könne man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Es brauche eine neue Solidarität. „Die Kinder und Enkel sollen doch in dieser Welt leben können“, sagt Becker, dazu brauchen sie Liebe und Opferbereitschaft der Alten. „Und die Alten brauchen den Elan der Jugend, um offen zu bleiben und nicht nur nach hinten zu schauen.“