„So tröste ich euch“
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Ein schudderiger Adventssamstag, die Stadt ist voll, als gäbe es kein Morgen, der Weihnachtsmarkt lärmt durch die Gassen, da steht an der Bushaltestelle ein Engel, genauer gesagt eine Engelin: weißes Gewand, Glitzer im lockigen Haar und einen großen Sack in der Hand.
von Claudia Auffenberg
Sie steigt mit in den Bus und verteilt kleine Schokoadventskalender, ein freundlicher Gruß des Busunternehmens. An der nächsten Haltestelle steigt eine Frau aus und sagt zu der Engelin: „Am liebsten würde ich Sie mitnehmen. Ich geh nämlich jetzt zur Arbeit – ins Altenheim.“ „Man kann uns buchen!“, ruft die Engelin hinterher.
Sie geht weiter durch den Bus und verteilt ihre Geschenke. An der nächsten Haltestelle steigen wieder ein paar Leute aus und geben den Blick frei auf eine ältere Frau, die weint. Ob der Engel sie so angerührt hat? Ein wenig später ist draußen Gelegenheit, sie zu fragen: „Was macht Sie so traurig? Kann ich Ihnen helfen?“ Nein, nein, sagt sie, ihr Mann sei vor ein paar Monaten gestorben. Im Bus saß nun eine frühere Kollegin ihres Mannes neben ihr, sie haben über ihn gesprochen.
„Man kann uns buchen!“ Eigentlich kann man Engel natürlich nicht buchen, aber manchmal wäre es doch ganz schön. Und manchmal verbirgt sich vielleicht sogar ein echter Engel im Engelkostüm – wer weiß das so genau?
„Wie ein Mann, den seine Mutter tröstet, so tröste ich euch“, heißt es im Buch Jesaja, aus dem im Advent so oft gelesen wird. Der Trost ist eine der Zusagen Gottes. Wie sehr ihn diese Welt doch braucht! Nicht nur an einem schudderigen Samstag im Advent.