Spurensuche rund um St. Margareta
Bei der Umgestaltung des Pfarrgartens wurden in einem großen Erdhaufen noch Bauteile von St.Margareta aus dem 19.Jahrhundert gefunden. Foto: Sebastian Luke
Rietberg-Neuenkirchen. Rund um die Kirche wurden in früheren Zeiten die Toten einer Gemeinde üblicherweise bestattet. Von Bedeutung wurde dies bei der Neugestaltung des Kirchplatzes der Kirchengemeinde St. Margareta in Neuenkirchen. Schon 2019 waren dabei menschliche Gebeine zum Vorschein gekommen. Auch Archäologen unter Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen- Lippe (LWL) wurden deshalb zurate gezogen.
Durch ihren Einsatz traten weitere Gebeine, aber auch Keramik und Bauteile des ehemaligen Kirchenbaus aus dem 19. Jahrhundert zutage. Die Gebeine der Toten wurden seitens der Stadt Rietberg und der katholischen Kirchengemeinde St. Margareta im Rahmen einer öffentlichen Gedenkfeier an Allerheiligen erneut beigesetzt.
Menschliche Gebeine
Bereits in den 1970er- Jahren waren bei der Neugestaltung des Kirchplatzes, die tief in den Boden eingriff, zahlreiche noch intakte Gräber zerstört worden. Denn während der aktuellen Ausgrabung konnten die Experten beobachten, dass der Oberboden von den zurückliegenden Eingriffen stark zerwühlt war. Der Boden enthielt noch zahlreiche menschliche Gebeine, die sich nicht mehr in ihrer natürlichen Lage befanden. Eine große Menge Knochen lagerte zudem in zwei großen Sammelgruben. In den oberen Bereichen der Fläche konnten die Archäologen nur noch geringe Überreste zusammenhängender Bestattungen dokumentieren. Die vielen vereinzelten Knochen wurden jedoch für eine spätere Wiederbestattung sorgfältig gesammelt.
Ortsfestes Bodendenkmal
Die meisten Gebeine fanden die Wissenschaftler auf der Südseite der Kirche, aber auch im Osten und Norden traten noch etliche Reste von Gräbern zutage. Während die oberen Bodenbereiche stark gestört waren, konnte auf der Südseite der Kirche noch die unterste Gräberlage intakt im Sandboden erfasst werden. Sie zeichnete sich als dunkle Verfärbung im Sandboden ab und wurde nicht weiter ausgegraben, weil die erforderliche Bautiefe bereits erreicht worden war. „Als zu St. Margareta gehörige Befunde bleiben diese Gräber als ortsfestes Bodendenkmal so erhalten, wie man sie vor Hunderten von Jahren angelegt hat“, erklärt die Archäologin Dr. Julia Hallenkamp- Lumpe von der Außenstelle der LWL- Archäologie in Bielefeld.
Keramikfunde
2020 wurden die Baumaßnahmen im Pfarrgarten fortgesetzt und der Dorfgraben offengelegt. Die nachfolgenden Untersuchungen erbrachten keine weiteren Gräber oder Hinweise auf mittelalterliche Befunde im direkten Umfeld der Kirche, jedoch einen bisher unbekannten, flachen Graben, dessen Aufgabe über Keramikfunde in das 18. Jahrhundert datiert werden kann. Weitere Funde waren Überreste von Bauteilen der Kirche aus dem 19. Jahrhundert, die nach einer Umbaumaßnahme in einem Erdhügel im Pfarrgarten erhalten geblieben sind. „Möglicherweise können diese baulichen Relikte bei der Neugestaltung des Umfeldes oder der Grablege für die Wiederbestattungen neue Verwendung finden“, sagt Andreas Sunder, Bürgermeister der Stadt Rietberg.
Mit Respekt behandeln
Nachdem die archäologischen Maßnahmen abgeschlossen waren, wurden die menschlichen Gebeine vom Kirchhof nun wieder beigesetzt. Unabhängig davon, aus welcher Zeit menschliche Knochen stammen, ist es den Archäologen wichtig, diese stets mit Respekt zu behandeln. Bei Gebeinen von christlichen Friedhöfen kommt es nach Abschluss der Untersuchungen daher und durch die Initiative der mit den Grabplätzen heute noch verbundenen Gemeinden oft zu Wiederbestattungen, wie auch in diesem Fall seitens der Gemeinde St. Margareta auf dem Friedhof in Neuenkirchen. Die Gebeine wurden in einer eigens dafür hergerichteten großen Grabstätte beigesetzt und sollen einen Grabstein und eine Gedenktafel erhalten.
Info
Die Gemeinde St. Margareta ist die älteste in der ehemaligen Grafschaft Rietberg. Das genaue Datum ist unbekannt, aber man vermutet, dass die Gemeinde bereits seit über 800 Jahren Bestand hat. Zur eigenständigen Pfarrei wurde sie 1257 erhoben. Vorher gehörte sie zur Pfarrei St. Aegidius in Wiedenbrück. Von hier aus gründeten sich die weiteren Pfarreien in der Grafschaft.
1803 stürzte der alte Kirchturm ein. Dieser wurde wiederaufgebaut und die Kirche um zwei Seitenschiffe ergänzt. 1955 errichtete die Kirchengemeinde die Filialkirche Herz Jesu im Rietberger Ortsteil Druffel. Im Jahr 2000 wurde die Kirche letztmals renoviert.
Die Kirche verfügt über eine Sauer-Orgel (21 Register), die 1975 von der ortsansässigen Orgelbaufirma Speith umgebaut und mit einem neuen Gehäuse versehen wurde. 2012 wurde das Instrument wiederum von Sauer gereinigt, zudem wurden zwei Bälge ausgewechselt.