St. Kilian Kirche als Denkmal des Monats ausgezeichnet
St. Kilian Kirche in Paderborn. Denkmal des Montas November 2021. (Foto: Patrick Kleibold)
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat die 1967 gebaute St. Kilian Kirche in Paderborn als Denkmal des Monats ausgezeichnet. Die seit 2020 unter Denkmalschutz stehende Betonkirche gehört zu den wenigen Beispielen der sogenannten „Architecture Brut“ im Erzbistum Paderborn. „Architecture Brut“ bedeutet, dass die Architektur von Sichtbeton geprägt ist. „Die Kirche St.Kilian ist eine der bedeutendsten Betonkirchen Westfalens“, sagt LWL-Denkmalpflegerin Dr.Marion Niemeyer.
In Paderborn entschied man sich für eine Form, die auf eine geometrische Grundform reduziert war und wählte einen zylindrischen Baukörper. Eine Konstruktion aus schlanken Stahlbetonstützen trägt einen umlaufenden Stahlbetonringanker und ein Faltdach aus Stahlgitterträgern. Zwischen die Sichtbetonstelen spannte man Dickglasbetonbahnen (dicke Glasstücke, die in Beton eingelassen sind), gestaltet von dem Künstler Hubert Spierling. Ergebnis ist ein Raum mit besonderer Wirkung: „Architekt und Glaskünstler inszenierten eine Ummantelung, deren diffuser Lichteinfall einen über sich selbst hinausweisenden Innenraum entstehen lässt“, sagt Niemeyer.
Architektonisch und kunsthistorisch bedeutend
Dabei sei St.Kilian nicht nur architektonisch und kunsthistorisch bedeutend, sondern stehe auch als Zeugnis für Umbrüche in Kirche und Liturgie. „Allgemein zeichnete sich im Kirchenbau ab Mitte der 1950er-Jahre zunächst eine Tendenz zur Zentralisierung der Grundrisse ab“, sagt Niemeyer. „Damit ging eine zunehmende räumliche Vereinheitlichung von Altar- und Gemeinderaum einher. Dieser Wandel ist u.a. durch die Vorstellung gekennzeichnet, dass sich die Gegenwart Christi nicht mehr nur in den eucharistischen Gaben und dem geweihten Priester, sondern gleichermaßen in der sich versammelnden Gemeinschaft vollzieht. So wird der gesamte Kirchenraum als Chorraum verstanden.“
Nach kontroversen Diskussionen hatte man sich für ein gerichtetes Innenkonzept entschieden, sodass der kreisrunde ‚Chor‘ ein liturgisches Zentrum im südlichen Teil des Raumes erhielt. Dabei positionierte man den Altar an niedrigster Stelle, sodass die Kirchengemeinde nicht zum Altar aufschaut, sondern– auch räumlich– auf Augenhöhe am liturgischen Geschehen beteiligt ist. „Damit dokumentiert die Pfarrkirche anschaulich ein neues, seit den 1950er-Jahren entstehendes Liturgieverständnis, das 1964/65 durch das Zweite Vatikanische Konzil bestätigt wurde“, sagt Niemeyer.