Steter Antisemitismus
Der Antisemitismus in Deutschland belässt es nicht bei Worten, wie der Anschlag in Halle zeigt. Foto: Pixabay
Liebe Leserinnen und Leser!
Der Terroranschlag auf die Synagoge in Halle hat breites Entsetzen hervorgerufen. Vertreter der Kirchen und der demokratischen Parteien verurteilten das Attentat, bei dem zwei Menschen getötet wurden. In den Vernehmungen gab der Attentäter antisemitische Motive zu.
Der jetzige Aufschrei der Empörung und der Ruf nach Konsequenzen verwundert jedoch etwas. Denn das Thema Antisemitismus ist ebenso wenig neu wie Gewalttaten gegen jüdische Mitbürger. Der Hass gegen Juden ist in Deutschland auch nach dem Ende des Nationalsozialismus nie ganz verschwunden gewesen. Neben der Kriegsgeneration, die diesen Hass in den Schulen und von der NSDAP eingetrichtert bekam, sind stetig neue Rechte nachgewachsen – und mit ihnen der Antisemitismus.
Auch wenn es Vorbehalte und Vorurteile gegen Juden in allen Teilen der Bevölkerung gibt – selbst unter Christen, wie Untersuchungen zeigen –, so sind doch politisch rechts Stehende besonders anfällig für den Antisemitismus. Politisch rechte Positionen waren und sind in Deutschland immer wieder hoffähig. Rechte Parteien fanden und finden in der Nachkriegsgeschichte ihre Wählerschaft, zunächst in der NPD, dann bei den Republikanern und nun bei der AfD. Aktuell kommt hinzu, dass rechte Parolen nicht mehr nur an Stammtischen verbreitet werden, sondern vermehrt auf der Straße und vor allem im Internet. Und die hasserfüllten Worte führen letztlich zu Gewalt.
Das alles ist lange bekannt. Im Frühjahr 2017 veröffentlichte das Bundesinnenministerium die Broschüre „Antisemitismus in Deutschland – aktuelle Entwicklungen“. Warum hat die Politik daraus kaum Konsequenzen gezogen? Und die Sicherheitsbehörden waren auf dem rechten Auge oft blind.
Der Kampf gegen Antisemitismus muss verstärkt werden. Das geht uns alle an. Die Geschichte lehrt, dass der Terror jede Religionsgemeinschaft treffen kann – erst die Juden, dann die Muslime und schließlich die Christen.
Ihr
Matthias Nückel