Taten sprechen lassen
Papst Franziskus setzt immer wieder deutliche Zeichen des Dienens. So wusch er am Gründonnerstag 2016 Flüchtlingen die Füße, darunter auch drei Muslimen.Foto: KNA
Worte werden durch entsprechende Taten glaubwürdig und überzeugend.
von Monika Lipsewers
Das ist schon eine klare Ansage, die Jesus seinen Jüngern macht: „Tut und befolgt alles, was die Schriftgelehrten und Pharisäer euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun.“ Jesus nennt beim Namen, was auch sonst in der Gesellschaft – nicht nur im religiösen Kontext – vorkommen kann.
Wir Menschen (vielleicht nicht alle) neigen dazu, das Gute in Worten zu skizzieren, Luftschlösser zu bauen, hehre Ziele aufzustellen, Appelle zu formulieren, jedoch nicht zur Verwirklichung beizutragen oder sie gar selbst umzusetzen. Sie kennen die Formulierungen: Man müsste, man könnte, man sollte! In dem Moment, wo ich einsetze: Ich müsste, ich könnte, ich sollte, wird es schon konkreter. Wenn daraus ein fester Entschluss reift und aus „Ich muss! Ich kann! Ich soll!“ das „Ich will!“ wird, kann es zu einer guten Veränderung im Leben kommen.
Damals wie heute gibt es „Schriftgelehrte“. Wir nennen sie Theologieprofessor, Priester, Gemeindereferentin oder Diakon. Sie legen uns Gottes Wort aus. Nach den Worten des heutigen Evangeliums sollen wir unser Ohr dafür öffnen. Allein schon das ist eine echte Herausforderung: wachen Herzens zuzuhören, Gottes Botschaft aufzunehmen, an sich heranzulassen, ohne sofort durchzuchecken, ob die Worte des Predigers durch sein persönliches Leben glaubhaft gedeckt sind. Vielmehr möchte ich die Predigt als Ermutigung zum Guten verstehen. Dankbar kann ich auch oft entdecken, wie Verkündiger(innen) ehrlich bemüht sind, den Worten Taten folgen zu lassen, und eine Haltung der Demut annehmen. Denn der Auftrag zur Verkündigung des Wortes Gottes kann eine Bürde bedeuten, wenn der Botschafter sein Unvermögen zur Umsetzung erkennt und tapfer weiter Gottes Wort aussät.
Beim Lesen der Verse über breite Gebetsriemen und Quasten an den Gewändern kann ich nicht verschweigen, dass ich an manche Moden unter dem Theologennachwuchs denken muss. Jesus kannte nicht die Kleiderordnung vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, aber offensichtlich gab es damals wie heute Gottesdiener, die der äußeren Erscheinung einen höheren Stellenwert beimessen als den inneren Werten.
Deutliche Worte findet Jesus für das Verhalten der Männer Gottes (die aber nicht nur für diese Geltung haben). Allen gilt die Aufforderung zum brüderlichen Umgang. Denken Sie nur, in unserer Gesellschaft, in Arbeit und Freizeit würden solche Umgangsformen gebräuchlich! Wie anders wäre unsere Welt! Dass Geschwisterlichkeit lebbar ist, dafür kenne ich Beispiele aus dem kirchlichen Leben.
Ein erster Schritt könnte sein, dankbar zu sein, wenn ich ein kleines Zeichen entdecke, wo ein „Großer“ sich dem „Kleinen“ zuneigt, einen Dienst erweist, sei es an mir selbst oder an Dritten. Ich muss an Papst Franziskus denken, der immer neue überraschende Zeichen setzt: Am Gründonnerstag wäscht er Gefangenen die Füße. Er besucht spontan Elendsviertel. Er vertritt einen Priester bei der Wohnungssegnung in einem Hochhausblock. Mit seinem persönlichen Lebensstil verleiht er seinen Worten Nachdruck. (Sie kennen vielleicht andere Beispiele.)
Wie wäre es mit uns? Dem Mitmenschen einen Dienst erweisen. Unbeachtet bleiben trotz einer guten Tat. Einen anderen Menschen über sich selbst hinausheben, ihm Anerkennung zukommen lassen. Dazu gehören Absichtslosigkeit bzw. reine Gesinnung, Freiheit von sich selbst, Arglosigkeit … Und sich von Gott zeigen lassen, was gerade dran ist. Probieren Sie es mit der Suche nach einer lebendigen Beziehung zu Gott!
Zur Autorin:
Monika Lipsewers ist Sekretärin im Erzbischöflichen Priesterseminar und für die Fortbildung des pastoralen Personals.