23.09.2016

Tempus fugit …

Ach Gott, das ist nun auch schon wieder 25 Jahre her, seit sie den Ötzi aus dem Gletscher geborgen haben. Kinder, wie die Zeit vergeht, möchte man ausrufen, aber darüber könnte der Ötzi wohl nur müde lächeln.

von Claudia Auffenberg

Und wenn man in sein Gesicht schaut, hat man den Eindruck, er tut es sogar. Schließlich hat er schon ganz andere Zeitstrecken hinter sich gebracht. Gestorben ist er wohl mit Mitte 40 und dann hat er rund 5300 Jahre im Eis gelegen. 5 300 Jahre! Das ist ziemlich lange! Um sich das einigermaßen vorstellen zu können, bedenke man dies: Als Jesus in Galiläa die Bergpredigt hielt, lag der Ötzi schon 3 300 Jahre tot im Eis.

Noch immer gibt es zahlreiche Rätsel um den Ötzi, etwa um die genauen Umstände seines Todes. Was man ja auch mal gern wissen würde: Woran hat Ötzi geglaubt, worauf gehofft, wie hat er gebetet? Hatten Menschen damals schon so etwas wie Hoffnungen oder eine Religion? Das kann man wohl bejahen. Erstens war Ötzi mit kleinen Mustern tätowiert, was womöglich mit kultischen Handlungen zu erklären ist. Zweitens haben sich die Menschen zu dieser Zeit – wir sind in der Jungsteinzeit – sorgfältig bestattet, was auf eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit deutet und das wiederum ist doch der Usprung der Religion an sich. Oder sagen wir es so: Das ist der Anfang einer Unruhe, eines Nachdenkens, einer Suche nach … ja, nach was genau? Auf einmal fehlen einem die Worte. Unsereins würde natürlich von der Suche nach Gott, dem Vater im Himmel, sprechen, was aber wohl ein bisschen voreilig wäre, zumal man ja auch kaum glaubwürdig sagen kann, dass man selbst abschließend fündig geworden sei. Jedenfalls ist man nach wie vor irgendwie unruhig.

Und da gibt es ja noch das umgekehrte Problem: Woran erkennt man Gott? Wie offenbart er sich? Wie hat er sich dem Ötzi offenbart? Wie hat der Ötzi erfahren, dass auch er ein Kind Gottes ist? Dass er es war, daran möchte man allerdings glauben.

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