Thema Missbrauch: „Massives Versagen“ wird deutlich
Ein QR-Code führt direkt auf die Homepage des Paderborner Metropolitankapitels mit Informationen zum Leben und Wirken der in der Krypta beigesetzten Erzbischöfe. Reinhold Harnisch und Dompropst Joachim Göbel stellen den QR-Code vor. (Foto: Thomas Throenle/pdp)
Das Paderborner Metropolitankapitel informiert auf seiner Homepage über Leben und Wirken der in der Krypta bestatteten Erzbischöfe und weist auf Verfehlungen im Umgang mit Missbrauch hin. Die Informationstafel in der Dom-Krypta wurde um einen QR-Code ergänzt.
Paderborn (pdp). In der Dom-Krypta haben Dompropst Monsignore Joachim Göbel als Vertreter des Paderborner Metropolitankapitels und Reinhold Harnisch, Vorstand der Unabhängigen Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn e. V., eine neue Informationsseite im Internet vorgestellt: Kurz, offen und klar skizziert das Paderborner Metropolitankapitel auf seiner Homepage Leben und Wirken der in der Dom-Krypta beigesetzten Erzbischöfe.
Die im Juli an den Grablegen der beiden Paderborner Erzbischöfe Lorenz Kardinal Jaeger und Johannes Joachim Kardinal Degenhardt aufgestellte Tafel mit Hinweisen zu Verfehlungen im Umgang mit Missbrauchsfällen wurde um einen QR-Code ergänzt, mit dem Interessierte auf die Internetseite mit den Daten der Erzbischöfe gelangen. Dort wird „ein massives Versagen der Kirche und ihrer Vertreter“ im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch Minderjähriger deutlich ausgesprochen. Zugleich finden sich dort die Lebensdaten der beigesetzten Erzbischöfe inklusive ihrer spezifischen Lebensleistung.
Anerkennung, Respekt und Zustimmung, aber auch Ablehnung
Das Interesse im Hinblick auf die vom Paderborner Metropolitankapitel in der Bischofsgruft aufgestellte Hinweistafel zum Versagen der ehemaligen Paderborner Erzbischöfe im Umgang mit Opfern und Tätern sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen sei weiterhin groß und löse unterschiedliche Reaktionen aus, sagte Dompropst Göbel. „Es gab Anerkennung, Respekt und Zustimmung, aber auch Ablehnung, Protest, Beschädigung und Diebstahl.“ Er sei dankbar, dass die neue Informationsseite im Internet nun eine differenzierte Wahrnehmung der in der Krypta bestatteten Erzbischöfe ermögliche. „Durch die bereitgestellten Informationen ist zu erkennen, dass sich Licht und Schatten in den Biografien der Erzbischöfe vereinen. Es gibt Leistungen, die zu würdigen sind, zugleich aber auch inakzeptables Verhalten, das wir erkennen müssen und dem wir heute mit Unverständnis und Ablehnung gegenüberstehen.“
„Es ist ein Baustein der Aufarbeitung“, erklärt Reinhold Harnisch. Die Hinweistafel und ihr QR-Code, der auf die neue Informationsseite führt, seien ein Beitrag. Ziel sei, die Aufmerksamkeit für den geschehenen sexuellen Missbrauch Minderjähriger im Raum der Kirche sowie den inakzeptablen Umgang der Kirche mit Betroffenen und Tätern aufzuklären, unterstreicht Harnisch. Es gehe Betroffenen nicht darum, die Verdienste der verstorbenen Kardinäle zu beschneiden, „aber wo es Verfehlungen und Versagen gab, bedarf dies nach langen Jahrzehnten des Leugnens, des Schweigens und Vertuschens einer klaren Darstellung und einer detaillierten Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels in der Geschichte des Erzbistums, an dem sich die heute Verantwortlichen nun endlich auch beteiligen“, betont der Sprecher der Betroffenenvertretung.
Zum Umgang mit Opfern von Missbrauch und ihren Tätern
Das Paderborner Metropolitankapitel hat mit der Unabhängigen Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn e. V. einen Text abgestimmt und auf der Homepage (dom-paderborn.de) veröffentlicht: „Im Rahmen der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Paderborn durch Kleriker und dem unangemessenen Umgang der Verantwortlichen des Erzbistums mit Opfern und Tätern wurde das Handeln vor allem der Erzbischöfe Lorenz Jaeger und Johannes Joachim Degenhardt intensiv – auch wissenschaftlich – untersucht. Diese Aufarbeitung ist Anlass dafür, diese Problematik – auch an den Gräbern – zu nennen. Leben und Wirken der Erzbischöfe waren insgesamt sehr vielfältig und in vielerlei Hinsicht segensreich, doch auch der Umgang mit dem Missbrauch und den Tätern gehört zu ihren Amtszeiten und steht für ein massives Versagen der Kirche und ihrer Vertreter, das unsägliches Leid über die Opfer gebracht hat und unter dem viele Betroffene heute noch leiden.“
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