04.05.2016

Über den Wolken?

Neulich sind Thomas Gottschalk und Reinhard Marx zusammen aufgetreten. Wenn man der Berichterstattung glauben darf, war das eine unterhaltsame Angelegenheit, was man sich gut vorstellen kann: hier der Showmaster mit katholischer Prägung, dort der Kardinal mit Entertainerqualitäten.

Um Kleidung ging es, um den Papst, um die Kirche und – ja – auch um Gott. „Sind Sie Gott näher als ich? Seiner Existenz, seiner Allmacht?“, fragte Gottschalk den Kardinal. Na, das hat man sich selbst auch schon gefragt. Sind die Priester, die Ordensleute, die Theologen, der Papst, also all die, die mit Gott irgendwie täglich umgehen, ihm näher als wir? Wissen sie mehr als unsereins? Es müsste doch so sein, denn unsereins wird von so vielen banalen Dingen im Leben aufgehalten: bügeln, einkaufen, Spülmaschine ausräumen … Na klar, man kennt das Wort der heiligen Teresia, nach dem Gott auch zwischen den Kochtöpfen sei, aber hat ihn dort jemand gefunden? Man weiß ja nicht einmal genau, wonach man suchen soll.

Früher war es einfacher. Gott war im Himmel. Der Himmel war über einem. Oben, da, wo es blau ist, jenseits der Wolken. Heute fliegen dort Raumschiffe, es gibt großartige Fotos von entfernten Galaxien. Man könnte nun sagen, dass Gott größer als das All ist, vielleicht sogar außerhalb. Aber das wäre erstens ganz schön weit weg. Zweitens hat diese Taktik, Gott jeweils den Bereich des menschlichen Daseins oder der menschlichen Vorstellungskraft zuzuweisen, den man sich im Moment noch nicht erklären kann, in den letzten Jahrhunderten das Problem nur vergrößert. Denn dadurch wird Gott kleiner und ein Gott auf Abruf: Die Erfindung des Blitzableiters hat bekanntlich die Volksfrömmigkeit nicht gerade befördert.

Kardinal Marx verneinte übri­gens, Gott näher zu sein. Er antwortete Gottschalk: „Ich bin auch ein Suchender“.

Herr Kardinal, möchte man rufen, lassen Sie uns zusammen suchen! Wo fangen wir an?

von Claudia Auffenberg

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