26.09.2018

Überm Abgrund

Foto: Hape Bolliger / pixelio

In Action- oder in Zeichentrickfilmen sieht man manchmal so eine Szene: Einer geht über eine lange Hängebrücke, plötzlich reißt sie am Ausgangspunkt und stürzt herunter. Der, der auf der Brücke geht, spurtet los, um noch rechtzeitig die andere Seite zu erreichen. Auf einer solchen Brücke fühlt man sich derzeit als Mitglied der katholischen Kirche.

von Claudia Auffenberg

Als Mitglied dieser Redaktion spricht man regelmäßig mit Leuten, denen diese Kirche am Herzen liegt, die in ihr groß geworden sind, die sich ein Leben ohne oder außerhalb eigentlich nicht vorstellen können. Und einem selbst geht es ganz genauso. Als Mitarbeiterin der Redaktion liest man auch täglich die Meldungen der Katholischen Nachrichten-Agentur. Und da muss man jedem die Hoffnung nehmen, dass dies eine Krise ist, die die bösen Medien aufbauschen und die wohl bald vorüber sein wird. So wird es nicht sein, denn es brodelt weltweit. Nur mal ein grober Überblick: In Chile hat die gesamte Bischofskonferenz ihren Rücktritt angeboten, in Australien steht der ehemalige Kardinal von Sydney vor Gericht, in den USA gibt es u. a. den Bericht der Grand Jury von Pennsylvania, was man aus Afrika über das Verhalten von Priestern gegen Ordensschwestern liest, übersteigt jedes Vorstellungsvermögen – und jetzt eben auch Deutschland.

Da ergreift einen dieses Gefühl, dass hinter einem die Brücke gerissen ist und alles, was man in dieser Kirche erlebt hat und ihr verdankt, in den Abgrund stürzt: die Teeabende damals im Pfarrheim, die Zeltlager, die Taufe des Patenkindes, die Krankensalbung für Oma, der Tischgottesdienst zur goldenen Hochzeit der Eltern, die Weltjugend- und die Katholiktentage und, ja, auch die Arbeit für diese Zeitung. War das alles, war man also selbst Teil eines kranken Systems, das nun zusammenbricht? Kann das wahr sein? Lieber Gott, bitte nicht!!!

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