27.09.2018

Unterstützung beim Einkauf

Suchen Ehrenamtliche und Fahrgäste für den „Mobilen Einkaufswagen“ in Minden (v. l.): Harald Kersebaum (Stadtbeauftragter der Malteser), Susanne Leimbach (Vorstand der Mindener Caritas) und Ilona Schäfer (Diözesanreferentin Soziales Ehrenamt der Malteser im Erzbistum Paderborn). Foto: Kaiser

Minden. Als es noch Super­märkte in der Mindener Innenstadt gab, da konnten viele Senioren ihre Einkäufe noch selbstständig erledigen. Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Doch diese Zeiten sind vorbei: Seit viele Geschäfte schlossen, ist der Wocheneinkauf für ältere, gebrechliche Menschen oft nur noch mit großen Anstrengungen zu schaffen. Diesen Menschen möchten die Malteser und der Caritasverband Minden jetzt so schnell wie möglich helfen. Der „Mobile Einkaufswagen“ soll den wöchentlichen Einkauf ermöglichen.

von Frank Kaiser

„Selbst einkaufen zu gehen und sich seine Lebensmittel auszusuchen – das ist ein Stück Lebensqualität“, sagt Ilona Schäfer, Diözesanreferentin Soziales Ehrenamt der Malteser in der Erzdiözese Paderborn. „Vielen Menschen, die in der Mindener Innenstadt leben, fehlt diese Lebensqualität. Sie können ihren Einkauf nur unter großen Mühen oder gar nicht selbst erledigen, weil sie körperlich eingeschränkt sind, nicht mehr selbst Auto fahren können oder ihnen Geld fehlt – etwa für ein Busticket.“

Gemeinsam möchten die Malteser mit dem Caritasverband Minden daher einen „Mobilen Einkaufswagen“ ins Leben rufen. Susanne Leimbach, Vorstand des Caritasverbandes, erläutert das Konzept: „Ein Fahrdienst begleitet kostenfrei die bedürftigen Menschen bei ihrem wöchentlichen Einkauf. Ein Fahrer und sein Begleiter holen sie zu Hause ab und fahren mit ihnen zum E-Center-Parkplatz an der Königstraße. Dort können sie dann in Ruhe einkaufen. E-Center, Aldi, Lidl, Hammer, Expert oder auch Takko: Das Angebot dort ist breit gefächert und der Parkplatz ist aus der Innenstadt mit dem Auto gut und schnell zu erreichen“, erläutert Leimbach.

Das Projekt steht und fällt jedoch mit dem ehrenamtlichen Engagement. „Ohne freiwillige Helfer lässt sich das Angebot nicht umsetzen“, betont Ilona Schäfer. Auch Harald Kersebaum, Stadtbeauftragter der Mindener Malteser, hofft, dass viele Bürgerinnen und Bürger mitmachen. „Wir stellen Fahrzeuge für den Einkaufsservice zur Verfügung und tragen die Kosten für das Angebot. Die Ehrenamtler werden im Vorfeld speziell geschult. Sie machen einen Erste-­Hilfe-Kurs, durchlaufen einen Gesundheitscheck und können sich mit den Fahrzeugen vertraut machen.“

Darüber hinaus geben die Malteser ihnen Informationen und Tipps aus ihrem über zehnjährigen Erfahrungsschatz im Umgang mit Fahrgästen anderer „Mobiler Einkaufswagen“, die im Umgang mit den Fahrgästen nützlich sein können. Zum Beispiel, wie man sich richtig verhält, wenn ein an Demenz erkrankter Mensch plötzlich nicht mehr weiß, was er eigentlich einkaufen wollte. Oder worauf beim Umgang mit Rollstühlen und Rollatoren zu achten ist.

Der „Mobile Einkaufswagen“ wird an festen Tagen und zu festen Zeiten fahren. An einer Mitfahrt Interessierte melden sich vorher bei den Maltesern in Minden an. „Die Menschen werden beim Einkauf begleitet und von uns wieder nach Hause gefahren“, sagt Harald Kersebaum. „Bei Bedarf tragen wir die mitunter schweren Einkaufstaschen auch gerne bis in die Wohnung.“

Was Caritas und Maltesern wichtig ist: Eine Fahrt mit dem „Mobilen Einkaufswagen“ soll mehr sein als nur ein gemeinsamer Einkauf. Sie unterstützt die Eigeninitiative und ermöglicht Selbstbestimmung. Gerade in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen können wieder soziale Kontakte pflegen und am gesellschaftlichen Leben teilhaben. „Unsere Erfahrungen aus anderen Städten zeigen: Bei den Einkäufen kommen die Menschen wieder auf andere Gedanken“, betont Ilona Schäfer. „Sie knüpfen Kontakte. Vielen zaubert das Angebot einfach ein Lächeln ins Gesicht – und das bedeutet uns sehr viel.“

Malteser und Caritasverband sind sicher: In der Mindener Innenstadt gibt es großen Bedarf für ein solches Ange­bot. „Vor allem in der Oberen Altstadt leben viele Menschen mit geringem Einkommen oder kleiner Rente. Außer­dem fehlt seit der ‚Kaufland‘-­Schließung einfach ein größerer Supermarkt in der Nähe“, berichtet Susanne Leimbach.

„Wann das Angebot starten kann, hängt entscheidend von der Zahl ehrenamtlicher Helfer ab. Danach richtet sich auch, an welchen Tagen und zu welchen Zeiten der Fahrdienst letztlich unterwegs sein wird“, ergänzt Harald Kersebaum. Bereits sechs ehrenamtlich Interessierte haben sich bei Harald Kersebaum gemeldet. „Unsere ehrenamtlichen Helfer sind das Kernstück des Angebotes. Wir haben über 100 Anfragen von Menschen erhalten, die das Angebot nutzen möchten. Wenn wir diese starke Nachfrage bedienen wollen, brauchen wir noch deutlich mehr Ehrenamtliche, da ein Mobiler Einkaufswagen immer mit zwei Ehrenamtlichen besetzt wird.“

Eine Einkaufstour dauert in der Regel rund zweieinhalb Stunden für die Ehrenamtlichen. Da voraussichtlich auch samstags eine Tour gewünscht wird, könnten sich auch Berufstätige als Fahrer oder Begleiter engagieren. Und was den Organisatoren wichtig ist: Das Angebot richtet sich nicht nur an katholische Menschen. Die Konfession werde nicht abgefragt – ebenso wenig, ob die Menschen tatsächlich bedürftig sind oder nicht. Susanne Leimbach betont: „Unsere Erfahrung zeigt: Wer ein solches Angebot in Anspruch nimmt, der ist auch bedürftig.“

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