Verkehrszeichen 201
Ein vertrauter Anblick: das Andreaskreuz.Foto: Angelina S……../pixelio
Weil vermutlich eher selten jemand in der Straßenverkehrsordnung liest, hier mal die Anlage 2 zu § 41 Absatz 1, es geht um das Verkehrszeichen 201:
von Claudia Auffenberg
„Ge- oder Verbot
1. Fahrzeugführer müssen dem Schienenverkehr Vorrang gewähren.
2. Fahrzeugführer dürfen bis zu 10 m vor diesem Zeichen nicht halten, wenn es dadurch verdeckt wird.
3. Fahrzeugführer dürfen vor und hinter diesem Zeichen
a) innerhalb geschlossener Ortschaften (Zeichen 310 und 311) bis zu je 5 m,
b) außerhalb geschlossener Ortschaften bis zu je 50 m nicht parken.
Erläuterung
Das Zeichen (auch liegend) befindet sich vor dem Bahnübergang, in der Regel unmittelbar davor.“
Katholische Führerscheininhaberinnen und -inhaber (und die anderen hoffentlich auch) werden es längst gemerkt haben: Das Verkehrszeichen 201 kennt unsereins als Andreaskreuz. Andreas war der Bruder des Petrus, er gehört zu den ersten, die Jesus in seine Nachfolge berufen hat, und er wird im Neuen Testament ein paar Mal namentlich erwähnt. Er scheint also auch für die nachfolgenden Generationen von Bedeutung gewesen zu sein. Der Legende nach wurde er an einem schrägstehenden Kreuz ermordet, das seither seinen Namen trägt. Das Andreaskreuz findet sich nicht nur an Bahnübergängen, sondern auch auf Flaggen, auf Münzen oder als Gefahrenzeichen. Wo immer in der Öffentlichkeit ein großes X auftaucht, kann man auch vom Andreaskreuz sprechen. Woher also das Kreuz seinen Namen hat, ist klar, doch konnte nicht recherchiert werden, warum es so heißt: Hat jemand ein X einfach umbenannt? Aber der Name hat Sinn. Das X ist ein Signal – wo immer es auftaucht, dient es in der Regel nicht zur Dekoration, sondern es ist ein Hinweis auf etwas anderes. Diese Rolle hat auch der Apostel Andreas. Dreimal erzählt das Johannesevangelium von ihm in dieser Funktion, wie er also Hinweise gibt. Zu Beginn führt er seinen Bruder Petrus zu Jesus; als sich am See Genezareth eine große Menschenmenge versammelt und Hunger bekommt, ist es Andreas, der den Jungen mit den Broten und den Fischen entdeckt und Jesus darauf hinweist; am Ende, kurz vor der Ankunft in Jerusalem, überbringt Andreas Jesus den Wunsch einiger Griechen, ihn zu sehen.
Gefeiert wird er am 30. November, seinem Todestag. Damit liegt er in der Nähe des ersten Advents, in diesem Jahr besonders interessant zwischen den Jahren. Er, der Bruder des Petrus, ist gewissermaßen der Portier des neuen Kirchenjahres. Türen öffnen, das lag offenbar in der Familie.
Im Sinne einer katholischen Straßenverkehrsordnung wäre zu überlegen, wie man sich als Verkehrsteilnehmer, also als Christ, verhalten sollte, um das Zeichen nicht zu verdecken. Zumindest sollte man nicht direkt davor parken. Parken meint laut Straßenverkehrsordnung, das Fahrzeug verlassen.