07.02.2020

„Viele haben viel gelernt“

Janosch Roggel, Synodaler aus der Paderborner Delegation (links), im Gespräch mit P. Prior Bruno Robeck OC und dem Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz.

Frankfurt/Paderborn (-berg/-haus/pdp). Ein positives Fazit von der ersten Synodalversammlung ziehen auch vier Synodale aus dem Erzbistum Paderborn. Vor allem die Sitzordnung, sortiert wurde nach Alphabet, habe für überraschende Nachbarschaften gesorgt und die Stimmung positiv beeinflusst.

Nadine Mersch, Vorsitzende des Diözesankomitees im Erzbistum Paderborn, sprach gegenüber dem Dom von einer sehr offenen Atmosphäre der Versammlung. Dass zum einen sehr wissenschaftlich und zum anderen sehr persönlich argumentiert wurde, habe sie sehr beeindruckt. „Kirche ist nicht nur Wissenschaft und nicht nur Emotion“, sagte sie, „beides gehört dazu und das wurde in Frankfurt deutlich.“ Die Sitzordnung und die fehlende übliche Hierarchie beim Einzug des Eröffnungsgottesdienstes habe durchaus seinen Effekt gehabt. „Manche waren natürlich irritiert, aber das gehört eben auch zu diesem neuen Weg.“ Sie selbst sei durch die sehr persönlichen und auch emotionalen Wortmeldungen irritiert gewesen, allerdings im positiven Sinne. „Auf dieser Ebene war ich bislang noch nicht unterwegs, das hat meinen Horizont erweitert.“ Abseits der Versammlung in Frankfurt ist Mersch vom großen Interesse im Erzbistum angetan. „Schön, dass man da jetzt mit so vielen im Gespräch sein kann.“ Sie selbst arbeitet im Forum „Leben in gelingenden Beziehungen Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ mit, das sich Ende Februar erstmals treffen wird.

Positives Fazit

Auch Agnes Wuckelt, die als stellvertretende Bundesvorsitzende der kfd in die Versammlung gesendet wurde, zieht ein positives Fazit: „Es war sehr viel positiver als ich das erwartet hatte“, sagte sie dem Dom. Keine Seite habe die andere wirklich attackiert. Auch in den Pausen habe es ein munteres Miteinander gegeben. Wuckelt arbeitet in dem Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ mit, zu dem die Erwartungen besonders hoch sind. Dies empfindet sie aber nicht als Druck. Das Kirchenrecht ermögliche jetzt schon viel mehr als bislang praktiziert werde. Hier könnten Bischöfe und einzelne Verantwortliche „schon vor Ende des Synodalen Weges viel, viel mehr ermöglichen“. Zugleich sollten aber auch die Frauen mehr einfordern. Weiterhin wäre es möglich, zum Diakonat der Frau noch einmal ein kraftvolles Votum nach Rom zu schicken. 1975 hatte die Gemeinsame Synode der (west)deutschen Bistümer schon einmal ein solches Votum abgegeben und gebeten, dieses Thema zu prüfen. Der Brief ist bekanntlich nicht beantwortet worden. Inzwischen aber gebe es weltweite Vorüberlegungen, sodass schnell entschieden werden könne. Im Gegensatz dazu werde das Priestertum für Frauen „vielleicht noch unsere Urenkelinnen beschäftigen“, so Wuckelt. Dieses Thema sei allerdings ebenso weltweit erforscht, hier müssten jetzt einfach mal alle Argumente auf den Tisch. Das Forum trifft sich ebenfalls Ende Februar, um inhaltlich weiterzuarbeiten.

„Viele haben viel gelernt“, fasst der Dortmunder Pfarrer Ludger Hojenski seine Eindrücke aus Frankfurt zusammen und spricht von einer „ernsthaften und  freudigen Zuversicht“, die während der gesamten Zeit die Atmosphäre geprägt habe: „Das war in den offiziellen Beiträgen genauso zu spüren wie bei den vielen Begegnungen in den Pausen!“ Einzelne sehr persönliche Äußerungen, erinnert er sich, hätten viel angestoßen und wirklich zum Nachdenken angeregt, etwa wenn es um Fragen der Sexualmoral gegangen sei. Einige Menschen hätten vor diesem ersten Treffen ihm gegenüber ihre Hoffnungen und Erwartungen formuliert. „Das ist wahrscheinlich allen so gegangen“, meint Hojenski. „Natürlich ist ein gewisser Druck spürbar, und die Fragen rund um die Themen Macht oder die Rolle der Frau sind schwierig!“ Er habe aber die große Motivation gespürt und sei deshalb optimistisch.

Kirche öffnet sich

Zufrieden und entspannt zeigt sich der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker. „Ich sehe die Chance für ein echtes Forum deutlicher Wahrnehmung“, sagte er. „In der Versammlung wurde der Fächer ‚katholische Kirche‘ weit geöffnet und es entfalteten sich verschiedenartige, auch sich gegenüberstehende Vorstellungen von einer Kirche im Heute“, so sein positiver Eindruck. „Ich erachte es für wichtig und wertvoll, dass gerade zu Beginn des herausfordernden Weges diese Unterschiede in Worte gefasst wurden.“

Katholisch zu sein, sei von Vielfalt geprägt und habe viele Gesichter. Die versammelten Frauen und Männer hätten für ihre Kirche eingestanden. „Sie hörten aufeinander und gingen mit viel Respekt vor der Meinung des anderen in den jeweiligen Sitzungen mit dem Gehörten um.“ Die „Freiheit des Wortes“, von der Bischof Didier Berthet, Bischof von Saint-Dié, als Beobachter der Französischen Bischofskonferenz sprach, sei erlebbar gewesen.

 

 

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