23.11.2020

Vom Klebeeffekt profitieren

Für den praktischen Teil des Studiums werden die zukünftigen Hebammenstudentinnen von der St.-Vincenz-Krankenhaus GmbH angestellt. Das Foto zeigt Hebammenschülerinnen während des Unterrichts. Foto: Archivbild St.-Vincenz-Campus

Paderborn. Nach langer Zeit der Ungewissheit ist die Zukunft der Hebammenausbildung in OWL gesichert: Die Hebammenschule des St.-Vincenz- Campus für Gesundheitsfachberufe und die Mindener Hebammenschule werden ab September 2021 verantwortliche Praxiseinrichtungen der Fachhochschule Bielefeld. Die Landesregierung wies 45 Studienplätze der „Angewandten Hebammenwissenschaft“ für die Region aus. Die Ausbildung nach dem traditionellen Muster wird auslaufen.

„Wir freuen uns über die Nachricht, dass wir mit der FH Bielefeld einen Hochschulstandort gefunden haben“, sagt Jürgen Thau, kaufmännischer Geschäftsführer der St.-Vincenz- Krankenhaus  GmbH. 25 der ausgewiesenen Studienplätze wird die St.-Vincenz- Krankenhaus  GmbH besetzen. Das entspricht der Anzahl der jetzigen Ausbildungsplätze in Paderborn. 

Der Bedarf an Hebammen in OWL ist enorm

„Wir können daher weiterhin auf unsere eigenen top- ausgebildeten Absolventen in den Kreißsälen zählen“, stellt Thau fest. Allein in den Geburtshilfen der St. Vincenz  GmbH kommen jährlich 3 000 Kinder zur Welt. „Der Bedarf an  Hebammen ist in OWL enorm. Mit dem neuen Studiengang in Bielefeld hoffen wir, dass wir auch weiterhin von dem sogenannten Klebe effekt profitieren können“, sagt der Geschäftsführer. Vor Ort ausgebildete  Hebammen bleiben oft in der Region und fangen so den Fachkräftemangel ab.

Neben der Einschreibung am Hochschulstandort werden die Studierenden für den praktischen Teil des Studiums in der St.-Vincenz- Krankenhaus  GmbH angestellt und dort vom „Praxiszentrum für Angewandte Hebammenwissenschaft“ während der Ausbildung begleitet. Die Einsätze werden in der Geburtshilfe der Frauen- und Kinderklinik St. Louise in Paderborn und des  St.-Josefs- Krankenhauses Salzkotten durchgeführt. Derzeit wird geprüft, ob zusätzlich Praxis einheiten im St.-Elisabeth- Hospital Gütersloh, dem Klinikum Lippe in Detmold und dem St. Johannisstift Paderborn möglich sind. 

Lange war unklar, was die anstehende Akademisierung der Hebammenausbildung für die Paderborner Hebammenschule bedeuten würde. Schon vor knapp zwei Jahren entwickelten die Verantwortlichen des  St.-Vincenz- Campus aus eigener Initiative heraus einen Lehrplan für den praktischen Teil des Studiums, der ab dem nächsten Jahr umgesetzt wird. 

„Im Rahmen des Studiums werden wir die Praxisanleitung sicherstellen und die Praxiseinsätze koordinieren. Die Einsätze finden hauptsächlich im Kreißsaal, im ambulanten Bereich bei freiberuflichen Hebammen oder auf der Neugeborenen- Station statt“, sagt Andreas Riekötter, Leiter des St.-Vincenz- Campus. 

In diesem Jahr hat der letzte reguläre Jahrgang der Hebammenschule die Ausbildung aufgenommen. „Für uns beginnt nächstes Jahr eine neue Ära“, sagt Michaela Bremsteller, Leiterin der Hebammenschule, „und wir freuen uns, ein Teil dieser Entwicklung zu sein und aktiv dazu beizutragen, die Hebammenversorgung in unserer Region hochzuhalten.“

Info

Die Hebammenausbildung hat in Paderborn eine weit über 300 Jahre dauernde Tradition. Im Jahr 2023 wird nach 40- jähriger Trägerschaft durch das  St.-Vincenz- Krankenhaus die letzte Ausbildungsstufe nach dem alten Hebammengesetz verabschiedet. Die Schule ist die zweitgrößte Hebammenschule in NRW.

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