Von Tauben und Baustellen
von Claudia Auffenberg
Manchmal fragen Leute, wie es möglich ist, jede Woche so eine Rubrik zu füllen. Manchmal fragt sich die Autorin das auch, aber gelegentlich flattern einem die Gedanken regelrecht zu.
In Paderborn gibt es zwischen Dom und Diözesanmuseum ein Café und darin gibt es eine Art Logenplatz, von wo aus man einen wunderbaren Blick auf den Domplatz hat. Dort stehen Menschen in Grüppchen zusammen, andere flanieren vorbei, die alte Dame mit Rollator, eine Familie mit Tüten, eine junge Frau mit Handy, ein Domvikar… Alles schön zu sehen von da oben. Bis vor kurzem blickte man von dort auch noch auf eine Baustelle, denn der Domplatz wird neu gestaltet. Im Moment ruht die Baustelle wegen des Weihnachtsmarkts. Neulich aber war der halbe Platz mit Gittern abgesperrt, der Boden teils aufgerissen, ein Bagger stand bereit, Schläuche lagen herum, eine Kreissäge schrie sich durch die Steine und eine Rüttelmaschine zog dröhnend ihre Bahn. Auf einmal landete eine weiße Taube, eine schneeweiße Taube mitten im Geschehen. Niemand beachtete sie, obwohl sie ein ziemlich auffälliges Tier war. Sie trippelte ein paar Schritte in diese, dann in jene Richtung, für niemanden auf dem Platz änderte sich dadurch etwas. Nach ein paar Minuten flog sie weg, tauchte aber bald wieder auf. Nun versuchte sie an der Gaukirche, die dem Dom gegenübersteht, zu landen. Es klappte nicht ganz, sie landete an der Kirchenmauer hinter einem aufgeschütteten Haufen Splitt und einer Baggerschaufel. Dort war die Taube nicht mehr zu sehen. Nach einiger Zeit flog sie davon – sie wirkte resigniert, aber das war wahrscheinlich Einbildung.
Na ja, und dann kommen einem solche Gedanken: Wenn das jetzt der Heilige Geist gewesen wäre? Und ob die Rede von der „Baustelle Kirche“ immer so glücklich ist. Eine Baustelle jedenfalls ist kein Ort, an dem man sich gern aufhält.