21.08.2020

Was brauchen Wohnungslose wirklich?

Mit Mundschutz und Bollerwagen: Die Akteurinnen unterwegs in der Dortmunder Innenstadt. Foto: youngcaritas

Brilon. Wohnungslosen etwas Gutes tun – das wollten die Engagierten der youngcaritas Brilon. Dafür – und nicht um zu shoppen – fuhren sie extra in die Großstadt Dortmund, um sich den Freiwilligen der dortigen jungen Caritas anzuschließen.

Gemeinsam Gutes tun ist der gemeinsame Nenner der Engagierten der youngcaritas. Viele Hilfsaktionen sind bereits vor Ort in Brilon gelaufen, doch zum Ferienende machten sich sechs Jugendliche auf den Weg nach Dortmund. Auf der Hinfahrt wurde noch ein Stopp am Supermarkt eingelegt, um Hunde leckerlis, Mundspülung, Tampons oder Deos für die Obdachlosen zu kaufen. „Wir haben überlegt, was Menschen ohne Obdach im Alltag wirklich brauchen können oder sich wünschen würden“, sagt Nadine Gebauer, youngcaritas- Koordinatorin bei der Caritas Brilon. Die Alltagswaren sollten später als kleine Geschenke verteilt werden. „Wir wollen Menschen unterstützen, ob durch kleine Geschenke, ein liebes Wort oder ein offenes Ohr“, betonte Nadine Gebauer. Dafür pflegt man bei der jungen Caritas Netzwerke.

Kleine Geschenke und ein liebes Wort

Der Einsatz lief im Rahmen einer Aktion, die unter dem Namen „Warm durch die Nacht“ von der youngcaritas Dortmund gegründet wurde. Gestartet wurde sie in der kalten Jahreszeit. „Aber schnell wurde in Gesprächen mit den Wohnungslosen klar, dass Menschen in Not ganzjährig Hilfe brauchen, auch wenn es warm ist“, erklärte Kristina Sobiech, Koordinatorin der youngcaritas Dortmund, während der Kennenlern- Runde. Gemeinsam schauten die Jugendlichen einen kurzen Filmausschnitt aus „Ich, Daniel Blake“ an und diskutierten über Armut, Not und Wohnungslosigkeit.

Miteinander gesprochen wurde anschließend auch auf der Straße: „Wir haben viele Menschen und ihre Geschichte gehört“, erzählt Nadine Gebauer. „Und wir haben auch einen ganz anderen, konkreten Einblick erhalten, wie viele Facetten Armut haben kann.“ Armut aufgrund von Alter. Armut aufgrund von Trauma, Sucht oder psychischen Beeinträchtigungen. „Wir waren erstaunt, wie viele bedürftige Menschen die youngcaritas Dortmund schon kennen und sich freuen, dass die Jugendlichen trotz Corona immer wiederkommen“, erzählt Nadine Gebauer. 

Armut hat viele Gründe

Zwar gibt es mit Blick auf die Hygieneregeln keine selbst geschmierten Schnitten oder Kaffee mehr, aber Gespräche sind mit Abstand und Mundschutz immer noch möglich. Eine Begegnung blieb besonders in Erinnerung: „Wir haben das Straßenmagazin ‚Bodo schafft Chancen‘ in die Hand bekommen und mit dem Verkäufer gesprochen. Es tue ihm so gut, eine Aufgabe zu haben, und nicht taten- und antriebslos auf der Straße zu sitzen und zu betteln.

Nach der Aktion setzten sich die Briloner und Dortmunder Jugendlichen noch einmal zusammen. Welcher Mensch, welche Geschichte ist im Kopf geblieben? Was haben sich die Menschen gewünscht? Was wird dringend benötigt, wenn man ohne Wohnung durch das Leben kommen muss? „Die Menschen in Not brauchen auch Mundschutze, die ja recht teuer gehandelt werden. Selber machen ist nicht: denn ohne Wohnung kein Strom, keine Nähmaschine, keine selbst genähten, günstigen Masken“, erklärt Nadine Gebauer. „Daran hatten wir gar nicht gedacht.“ 

Wiederholung geplant

Aber die youngcaritas- Akteure wollen die Aktion wiederholen, die Dortmunder Kolleginnen unterstützen und den Menschen auf der Straße helfen, und zwar immer ganz einfach, weil konkret und unverbindlich. „Und obwohl es ein trauriges Thema ist, haben wir auch mit den Menschen gelacht und viel gelernt und einfach Spaß gehabt“, waren sich die Briloner einig.

Info

Interessierte junge Menschen finden Kontakt zur youngcaritas Brilon über Nadine Gebauer, Tel.: 0151/16 31 60 71, E-Mail: n.gebauer@caritas-brilon.de oder auf Instagram unter youngcaritasbrilon.

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