Wegducken nicht nötig!
Kopf hoch statt ihn in den Sand zu stecken und wegzuducken. Der Vogel Strauß macht es in Wahrheit auch nicht. Foto: cocoparisienne/pixabay
In Zeiten der Not und Bedrohung hilft das Vertrauen auf die Nähe und Gegenwart Jesu.
von Manfred Pollmeier
Was das Evangelium uns an diesem Sonntag zumutet, ist harte Kost. Nichts wird ausgelassen, was uns bedrohen könnte: Naturgewalten und kosmische Zeichen, Verfolgung, Denunziation, Zerstörung der Heimat und Flucht. Alles Elend der Welt wird beim Namen genannt. Für die Zeitgenossen des Lukas, für die Christinnen und Christen von damals, war dies allerdings hautnah.
Und für uns heute? Mühelos lässt sich die Liste der Leiden und Bedrohungen fortsetzen: Die Umweltereignisse im Zuge des gewaltigen Klimawandels. Immer wieder gibt es neue Opfer von Rassismus und Antisemitismus wie vor einiger Zeit in Halle. Die nicht abreißende Serie von kriegerischen Auseinandersetzungen, der Terrorakte in manchen Ländern der Erde. Dabei sind die persönlichen Katastrophen von Krankheit und Todesängsten noch gar nicht mitgezählt.
Wenn ich das so aufzähle, dann werde ich ganz traurig und Fragen kommen in mir hoch: Was ist das für eine Welt? Und Fragen an Gott: Hast du diese Welt wirklich so gewollt? Kann das dein Weg mit uns sein? Die Reaktion der Menschen wird angesichts solcher Ereignisse unterschiedlich ausfallen. Entweder man wird sarkastisch und bitter und man verfällt in einen tiefen Pessimismus. Oder aber man schottet sich ab, zieht seine Bettdecke über beide Ohren, will nichts mehr hören und sehen und sucht sein kleines Glück allein.
Die Welt ist nicht fertig und es gibt Bedrohungen und Katastrophen. Global und ganz persönlich. Das Evangelium verschließt nicht die Augen vor der Realität. Und dann entdecke ich doch die Botschaft, die mir eine Perspektive für meinen Glaubensweg gibt: Lasst euch nicht erschrecken! Lauft nicht den falschen Propheten des Unheils hinterher! Auch nicht denen, die euch eine schnelle Lösung versprechen oder den Himmel auf Erden! Jesus versichert allen, die ihm nachfolgen, dass sie nicht allein durchhalten müssen. Er bittet darum, standhaft zu bleiben, auch wenn es Fragen und Zweifel gibt.
Für mich sind das in diesen Novembertagen tröstende Worte. Wir dürfen hinsehen, auch wenn wir am liebsten wegschauen möchten, und sollen prüfen, was uns Gott in schweren Zeiten sagen will. Wir können uns mit dem Leidvollen auseinandersetzen und brauchen ihm nicht den Rücken zukehren. Wir werden vielleicht sogar aufmerksam dafür werden, was wir an unserem Platz gut machen können und wenn es nur wenig sein wird. Die Stunde der Herausforderung kann zu einer Stunde der großen Chance werden. Denn wer sich von Jesus zu diesem Ausblick einladen lässt, der kann seinen Blick weiten: Er wird Zeichen am Weg sehen und ihm werden Kräfte zuwachsen, die er sich selbst nie zugetraut hätte.
Seine Zusage steht: Ihr müsst nicht allein durchhalten. Ich bin bei euch. Ganz nahe. Ihr könnt mit mir rechnen. Denn der Herr wird selbst unser Verteidiger sein. Es gibt eine Zukunft, die Gott öffnet. Und dieser Ausblick schenkt Leben, kraftvolles Leben, jetzt schon. Ein Leben in einer Welt, die das Elend wie Hass, Unfriede und Tod in sich trägt, am Ende aber nicht siegen wird.
Zum Autor:
Pfarrer Manfred Pollmeier, Bad Oeynhausen, ist Leiter des Pastoralen Raumes Werre-Weser.