06.12.2017

Wegweiser zu Christus

Bin ich stimmig, leserlich oder eher ein Hindernis auf dem Weg? Foto: C. Auffenberg

Wie Johannes der Täufer soll jeder Christ ein Wegweiser zu Christus sein.

von Sebastian Schulz

Wie geht es weiter? – Wo geht es lang? – Bin ich auf dem richtigen Weg? Wer schon einmal auf einem Höhenwanderweg unterwegs war, kennt diese Fragen. Und er weiß auch, wie wichtig Wegweiser sind: Sie geben dem Wanderer Sicherheit, bewahren ihn vor Umwegen und warnen vor gefährlichen Passagen.

Wegweiser müssen nicht „künstlerisch wertvoll“ gestaltet sein. Eigentlich müssen sie nur drei Kriterien erfüllen: Erstens: Sie müssen stimmen. Zweitens: Sie sollten leserlich sein. Drittens: Sie dürfen nicht im Wege stehen.

Was für Wegweiser auf Wanderwegen gilt, hat auch im übertragenen Sinne eine Bedeutung auf dem Weg der Nachfolge Jesu. Auch da brauchen wir Orientierung. Auch da stellen sich durchaus diese „quälenden Fragen“: Wie geht es weiter? – Wo geht es lang? – Bin ich auf dem richtigen Weg?

Gut ist es, wenn wir auch hier auf „Wegweiser“ treffen: auf Menschen, die uns Rat und Orientierung geben. Auf Personen, die uns ermutigen, das Ziel stets im Blick zu halten. Auch diese Wegweiser müssen stimmen – also authentisch sein. Sie sollten leserlich sein – also klar anzeigen, für was sie stehen und für wen sie gehen. Und sie dürfen nicht im Wege stehen – also nicht mit ihrem Ego und Ha­bitus ein Hindernis darstellen.

Johannes der Täufer, von dem uns das Evangelium des zweiten Adventssonntags berichtet, war eine solche wegweisende Person. In Wort und Tat weist Johannes auf einen anderen hin: „Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“ Dieser „Rufer in der Wüste“ war stimmig: Johannes lebte, was er predigte – auch wenn er damit andere provozierte. Er war leserlich: Johannes fand klare und deutliche Worte, um seine Zuhörer aufzurütteln und zur Umkehr zu bewegen. Er stand nicht im Wege: Johannes konnte sich selber zurücknehmen. Deshalb sagt er: „Nach mir kommt einer, der stärker ist als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren …“

Johannes will mit seinem Auftreten und seinem Ruf zur Umkehr keine Angst verbreiten. Er ist kein Populist, der Ängste schürt oder scheinbar einfache Lösungen anbietet. Er möchte Orientierung geben. Er will darauf hinweisen, dass es nie zu spät ist, sich Gott mit seinem ganzen Herzen zuzuwenden und in ihm das Ziel des Lebens und des Glaubens zu finden.

Johannes weist uns mit seinem Leben nicht nur den Weg zu Christus. Er möchte uns inspirieren, wegweisende Christen zu werden. Wir können mit unserem gelebten Glauben auf den wiederkehrenden Herrn hinweisen. Er kommt uns entgegen. Auf sein Kommen richten wir unsere adventliche Hoffnung – jetzt in diesen Tagen und in unserem ganzen christlichen Leben.

Diese Zeit vor dem Weihnachtsfest lädt uns ein, auf den eigenen Weg der Christus-­Nachfolge zu schauen. Leitend von den genannten drei Kriterien könnte sich ein jeder von uns fragen: Bin ich ein Glaubenswegweiser für andere? Bin ich stimmig, leserlich oder eher ein Hindernis auf dem Wege? – Bei all diesen Fragen dürfen wir aber nicht vergessen: Nur wenn ich selber das Ziel im Blick habe, kann ich anderen Wegweiser sein.

Wie heißt es so schön in einem neueren geistlichen Lied von Andi Weiss:

Und ich lauf, soweit ich kann, seh, soweit ich will, / denn der Himmel steht mir offen, weil ich Himmel in mir fühl. / Du bist mein Ziel, meine Leidenschaft. / Du bist mein Weg. Du bist meine Kraft. / Und ich suche dich, lauf auf dich zu, lass alles hinter mir. / Du bist hier. Du bist mein Ziel.

Zum Autor:

Sebastian Schulz ist Diözesanpräses des Kolpingwerkes Diözesan­verband Paderborn.

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